Amazon kauft MGM-Filmstudios

Der Internetriese Amazon hat offiziell die Übernahme des Filmstudios MGM angekündigt. Voraussichtliche Kosten: 8,45 Milliarden Dollar.

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Der Filmemacher MGM galt als einer der wenigen unabhängigen Filmstudios, die im Zuge der Streaming-Revolution von einer Fusion absahen. Nach dem Deal zwischen Discovery und AT&T findet nun jedoch eine weitere milliardenschwere Akquisition in der Medienlandschaft statt. Der Großteil der Marktbeobachter sieht in dem Aufkauf einen großen Mehrwert für Amazon, obwohl die Übernahme keineswegs in trockenen Tüchern ist.

Die Reaktionen: vorwiegend positiv – Skepsis dennoch vorhanden

Das Filmstudio MGM, das unter anderem sämtliche Filmrechte an den James-Bond-Titeln hält, befindet sich bereits seit Dezember letzten Jahres auf der Suche nach Investoren. Ein möglicher Deal mit Apple für rund 6 Milliarden Dollar scheiterte an der ungeschickten Kommunikation zwischen dem damaligen CEO Gary Barber und den übrigen Beteiligten. Seitdem existierte nur noch ein „Office of the CEO“, das nun in Amazon einen – vielleicht sogar den denkbar besten – Übernahmekandidaten gefunden zu haben scheint.

Schon länger kursierten Gerüchte, Amazon wolle und müsse angesichts der starken Umbrüche innerhalb der US-Medienlandschaft mitziehen und sein Film- und Serienangebot durch externe Quellen erweitern. Den Preis für MGM erachten einige Analysten als überzogen. Viele Medienexperten hingegen sind der Überzeugung, dass Amazon seine Streaming-Plattform dringend erweitern müsse, um Disney und Netflix Paroli zu bieten.

Kartellwächter horchen auf

Der Aufkauf der MGM Filmstudios reiht sich ein in eine lange Liste an Expansionsprojekten. Erst vor Kurzem hatte sich Amazon die Übertragungsrechte der amerikanischen Football-Liga NFL gesichert. Nun soll Amazon-Prime-Kunden eine noch breitere Film- und Serienauswahl zugestanden werden. Die Marktmacht Amazons würde mit der Übernahme nochmals steigen. Erstaunlich: Erst einen Tag vor der Übernahmemeldung hatte die US-Staatsanwaltschaft Washington eine Klage eingereicht. Amazon benachteilige unabhängige Händler und würde einen fairen Wettbewerb aktiv unterbinden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Richter den Global Player an die kurze Leine nehmen werden, erschien zunächst gering. Doch mit dem jetzigen Vorstoß des Internetgiganten dürften einige Institutionelle – inklusive Richter – Amazons Expansionsstrategie in einem neuen Licht sehen.

Quelle: FAZ

Autor: Jan Lauer