China zeigt Stärke – Investoren reagieren empfindlich

Am Freitag verzeichneten nahezu alle Börsen im fernöstlichen Raum eine Korrektur. Die (Buchwert-)Verluste halten sich jedoch in Grenzen. Weit mehr Sorgen als über die Ausmaße des Absackers macht man sich über den Grund der Korrektur. Der nämlich sitzt in Peking, feiert derweil „seinen“ 100. Geburtstag und hat überdeutlich den Führungsanspruch in der Weltwirtschaft von morgen betont …

China zeigt Stärke

Der Ferne Osten, insbesondere die Volksrepublik China, gilt als DER Wachstumsmarkt schlechthin. Kein Wunder also, dass sich mehr und mehr Investoren an die chinesischen Börsen trauen. Die Finanzmärkte im Osten jedoch gaben am Freitag spürbar nach. Trotz erfolgreicher Eindämmung der Corona-Pandemie! Trotz hervorragenden Wachstumszahlen! Trotz Bekämpfung gravierender Armutsverhältnisse!

Ausgelöst wurde die Verkaufswelle durch die Äußerung des unangefochtenen Staatschefs Xi Jinping zum 100. Jahrestag der Kommunistischen Partei. Die KP habe das chinesische Volk nicht nur geeint und geführt, sondern eine „Wiedergeburt der chinesischen Nation“ errungen. Vor den 70.000 Besuchern betonte Xi zudem, dass man es niemals zulassen werde, dass fremde Mächte China tyrannisieren, unterdrücken oder versklaven würden. Und: Wer so etwas versuche, werde ein „Blutvergießen“ erleben. „Ein Blutvergießen an einer großen Mauer aus Stahl“, die aus „Fleisch und Blut“ erbaut wurde.

Gewohnte Rücksetzer für Tech, ungeahnte Gefahr für Gesamtmarkt

Einige Marktteilnehmer sahen in der Äußerung des Staatschefs eine – zu – offene Provokation gegenüber dem Westen. Strafzölle, Handelskonflikte, Menschenrechtsdebatten … Die Streitereien sind auch mit einem neuen Mann im Weißen Haus nicht vom Tisch. Experten trauen der Biden-Administration gegenüber der VR China sogar eine weit striktere Gangart als dem Trumpschen Vorgänger-Kabinett zu! Besitzer chinesischer Wertpapiere sollten diese politische Komponente berücksichtigen.

Neben internationalen Querelen drohen auch „landgemachte“ Gefahren. Insbesondere Wachstumswerte wie die Anteilsscheine der Handelsgruppe Alibaba, des Tech-Giganten Tencent oder von Meituan-Dianping, dem „Delivery Hero Chinas“, erlebten in den letzten Monaten angesichts drohender Regulierungen durch die KP erhebliche Korrekturen. Last but not least sollten Investoren die Laborthese beachten. Sollte das Corona-Virus tatsächlich einem chinesischen Labor entsprungen sein, dürfte der jüngste Rücksetzer an den Börsen Shanghai, Hongkong und Shenzhen nur ein laues Lüftchen gewesen sein. Massive Sanktionen (Handelsverbote) und Strafzahlungen an die WHO könnten einen regelrechten Orkan entfachen. Sicher: Ob die Laborthese bestätigt wird und welche Sanktionen in diesem Fall der VR China drohen, ist schwer abzusehen. Die zuletzt betonte Einigkeit führender Industriestaaten auf der G7 Konferenz scheint jedoch zunehmend Investoren zu verunsichern.

Quelle: boerse.de, tagesschau.de

Autor: Jan Lauer