Schwarzer Schwan im neuen Gewand?
„Dieses Mal ist alles anders“ – so denken viele Anleger. Alte Börsenhasen wissen jedoch, dass auf jeden Crash der Aufschwung folgt. Aktien verkaufen während eines Crashs? Keine gute Idee! Das Problem: Ein Zusammenbruch an der Börse resultiert stets aus unerwarteten, neuen und nicht abzuschätzenden Entwicklungen. Der „schwarze Schwan“ tritt urplötzlich auf und verunsichert zunächst viele Marktteilnehmer. Ein Großteil der Privatinvestoren verkraftet die ersten Kursrücksetzer, wohingegen viele Profis und Institutionelle bereits Kasse machen. Dann greift die „Rette sich wer kann“-Mentalität um sich. Auch Kleinanleger trennen sich von ihrer Wertanlage und nehmen Abschläge von 10, 20 oder gar 50 Prozent in Kauf! Wer also nicht in den ersten Stunden eines Crashs, sondern erst Tage später verkauft, macht Verluste.
Der perfekte Sturm
Zugegeben: Es ist keineswegs ausgemacht, ob die Impfstoffe aus den Häusern Biontech und Moderna wirkungslos gegen B.1.1.529 sind. Die m-RNA-Technik gilt schließlich aufgrund ihrer „Programmierbarkeit“ als überaus effizient im Kampf gegen das Corona-Virus. Bis Klarheit über die Immunantwort besagter Impfstoffe herrscht, gehen jedoch viele Experten vom schlimmsten aus. Ebenso wie die Börse, die bekanntermaßen gerne übertreibt. Sorgen sollten sich jedoch alle mit Vaxzevria geimpfte Personen, denn der Vektor-Impfstoff von AstraZeneca zeigt bereits gegenüber der Delta-Variante eine unzureichende Immunantwort. Selbiges gilt für das Vakzin von Johnson & Johnson.
Im Alltag muss die Maxime demnach weiterhin „Abstand halten“ lauten! Die Impfkampagnen sind in etlichen Ländern ins Stocken geraten und treffen vielerorts auf massiven Widerstand. Des Weiteren steht nicht fest, inwieweit das „Boostern“ einen nachhaltigen Effekt auf die Immunantwort von Geimpften haben wird. Interessant: Der heftige Abverkauf am „Schwarzen Freitag“ könnte nicht nur die Folge der neu gesichteten Mutante sein. Ein Blick auf die aktuellen Krisenherde offenbart, welche Themen neben Corona die Stimmung am Börsenparkett drücken.
Belastungsfaktoren im Überblick
– Steigende Inflationsraten
– Zurückfahren der Anleihenkäufe durch Notenbanken
– Gefahr von anziehenden Zinsen
– Zunehmender USA-China-Konflikt
– Chipleiter-Mangel
– Gestörte Lieferketten
– Grundsätzlicher Asset-Abschwung (Gold, Kryptowährungen, Öl)
– Drohende Militäroffensive in der Ukraine
Gewinner gibt es immer
Angesichts der unzähligen Belastungsfaktoren für die Finanzmärkte erschien der jüngste Rücksetzer nahezu unausweichlich. Letztendlicher Auslöser für die heftige Korrektur am Freitag waren jedoch ohne Frage die Meldungen über B.1.1.529. Und so stammten die größten Verlierer auch aus den Bereichen Tourismus und Gastronomie. Neben den Aktien des Reiseveranstalters TUI und der Lufthansa verloren zum Beispiel die Papiere von Carnival und Royal Carribbean (Kreuzfahrt), diversen Hotelketten, Casino-Betreibern und sogar Fast-Food-Ketten à la McDonald`s kräftig an Wert. In der Spitze stand manch ein Titel bis zu 16 Prozent im Minus!
Die gute Nachricht: Angesichts einiger (weniger) Gewinner scheint der Gesamtmarkt von einem „richtigen“ Crash noch entfernt zu sein. Wenig überraschend profitierten zum Beispiel Biontech und Moderna von der Schockmeldung über die Verbreitung der Südafrika-Variante. Aber auch Impfstoffhersteller aus der zweiten Reihe wie Novavax, Valneva auch der zuletzt abgeschriebene Kandidat Curevac konnten zulegen, teils um bis zu 10 Prozent.
Weitere Profiteure der Lockdown-Panik waren im Bereich der Labortechnik und Diagnostik auszumachen. Aktionäre von Qiagen und Nanorepro etwa freuten sich über einen grünen Kursverlauf. Des Weiteren konnten „Stay At Home“ Aktien zulegen. Anteilsscheine von Hellofresh, Teamviewer und Zoom etwa notierten zu Börsenschluss im Plus. Sogar Gaming Aktien wie die solche der schwedischen Embracer Group oder die zuletzt angeschlagene Ubisoft Aktie gehörten zu den Tagesgewinnern. Logisch: Wer im Lockdown sitzt, flüchtet gerne in digitale, grenzenlose Welten.