Zum Handelsauftakt am Montag zeigten sich Anleger verunsichert bis ängstlich. Insbesondere die amerikanischen Indizes boten Anlass zur Sorge. Pünktlich mit der Opening Bell sackten dann die ohnehin angeschlagenen europäischen Märkte nochmals ab. Kein gutes Omen für 2022 …
Black Monday am Aktienmarkt
Zugegeben: Der Abverkauf, der am 10. Januar viele Börsianer in Atem hielt, kam keineswegs aus dem Nichts! Nach einem hervorragenden Börsenjahr 2021 und einer, wenn auch späten, Weihnachtsrallye notierten die Indizes der meisten Industrienationen sowie etlicher Schwellenländer auf Rekordhochs. Die Volatilität, die sich auch an DAX, MDAX und SDAX bereits in den frühen Morgenstunden ankündigte, überraschte dennoch. Angetrieben durch positive Vorgaben aus Asien, öffneten die europäischen Aktienmärkte zunächst mit grünen Vorzeichen, doch bereits am frühen Nachmittag setzte die Trendwende ein.
Ab 15.30 Uhr dann der Tiefschlag: Insbesondere der technologiegeprägte NASDAQ (National Association of Securities Dealers Automated Quotations) drückte auf die Stimmung an den Finanzmärkten. Auch im DAX schlug sich die Nervosität auf die Kurse nieder: Mit Ausnahme einiger Value-Titel aus dem Mobilitätssektor (BMW, Daimler) setzten insbesondere Pharma- und Kommunikationswerte zum Sinkflug an. Die Aktie der Deutschen Telekom, für gewöhnlich ein Inbegriff an Stabilität, gab in der Spitze über 4 Prozent nach. Am schwersten traf es die Vorzugsaktien der Sartorius AG, die am frühen Abend einen Rücksetzer von knapp 7 Prozent verzeichneten.
Am DAX halten nun die Bären das Ruder in der Hand. Der deutsche Leitindex konnte die psychologisch bedeutsame Marke von 16.000 Punkten nicht verteidigen. Weitere Rücksetzer sind wahrscheinlich.
Sorgenkind USA
Neben den Auswirkungen der Coronavirus-Variante „Omikron“ belasten derweil insbesondere die Entwicklungen in den USA die Märkte. Die amerikanische Fiskalpolitik scheint vor einem historischen Wendepunkt zu stehen, denn dem zuletzt veröffentlichten Sitzungsprotokoll zufolge plant die US-Notenbank (FED) für dieses Jahr bis zu vier Zinsanhebungen. Bisweilen waren Analysten von maximal zwei Anhebungen ausgegangen. Grund für die Abkehr vom „billigen Geld“, hin zur strafferen Zinspolitik, sind die anhaltend hohen Inflationsraten. Sollten diese weiter anziehen, könnten hyperinflationäre Tendenzen folgen. Die Logik hinter der Geldstraffung liegt demnach auf der Hand: Anziehende Zinsen heben die Attraktivität einer gemäßigten Haushaltsführung. Sparen macht wieder Sinn! Dieser Grundsatz gilt sowohl für Verbraucher als auch für Unternehmen. Infolgedessen sinken Ausgaben, die Geldmenge zirkuliert weniger stark und die Preise fallen. Die Inflation sinkt.
Der Plan der FED klingt sinnvoll, schließlich werden Sparer bei den aktuellen Inflationsraten von teils über 5 Prozent regelrecht bestraft. Steigt die Kaufkraft, so „gesundet“ wieder die Geldwirtschaft und das „Leben auf Pump“ verliert an Attraktivität. An Attraktivität verlieren im Umfeld steigender Zinsen auch eine ganze Reihe an Aktien. Zumindest Aktien von Unternehmen, in deren Bilanz hohe Kredite stehen. Mit steigenden Zinsen steigen schließlich auch Aufwendungen für Schuldtilgungen, was wiederum auf die Gewinnmarge drückt. Die Aktie eines (hoch) verschuldeten Unternehmens wirft unterm Strich weniger Profit ab, verliert an Wert und sinkt somit im Kurs. Gesellschaften, die nicht nur Schulden haben, sondern obendrein defizitär arbeiten, geraten in dieser Situation besonders unter Druck. Schließlich steigen nicht nur die Ausgaben: Aufgrund der anziehenden Zinskurve sinkt der Gegenwert der erwartbaren Gewinne. Die Tilgung der Kredite gestaltet sich nochmals problematischer.
Zuzüglich der, bereits seit Wochen anhaltenden, Zinsdebatte verunsicherten am Montag die gestiegenen Renditen für 10-Jahres-Staatsanleihen. Hier zogen die Renditen ungewöhnlich stark an und notierten zu Handelsschluss bereits bei 1,8 Prozent. Aktien büßen somit derzeit an Attraktivität ein, schließlich gilt der freie Finanzmarkt als weitaus riskanter als der Anleihenmarkt. Institutionelle Anleger schichten in solchen Zeiten gerne um, sodass durch den Kapitalabfluss ein selbstverstärkender Negativtrend entsteht.
Besonders heftiger Gegenwind weht zurzeit aus den USA. Hier bestimmen Inflationsraten und Zinsängste das Marktgeschehen. Aber auch die Renditen für lang laufende Staatsanleihen drücken die Stimmung an den US-Börsen.
Halten, Kaufen, Verkaufen?
Was bedeutet nun der kräftige Rücksetzer für Privatanleger? Wie immer lautet das Gebot der Stunde: Ruhe bewahren! Wer im Besitz von Aktien solider Unternehmen ist, sollte sich keine großen Sorgen machen. Als „solide“ in puncto Zinslast gelten Unternehmen, deren Verschuldungsquote unter dem Faktor 3 liegt. Solche Konzerne sollten kaum Probleme haben, ihren Verbindlichkeiten nachzukommen. Anleger, die viele Anteilsscheine von zukunftsorientierten Unternehmen im Depot halten, sollten sich das jeweilige Abwärtspotenzial der Werte ansehen. Unzählige Paradebeispiele für potenziell kräftige Kursrücksetzer sind in der Wasserstoff-Branche zu finden. Kaum ein Unternehmen aus diesem Sektor kann bereits im Hier und Jetzt Gewinne ausweisen und wird teils einzig und allein durch die Hoffnung der Anleger auf künftige Einnahmen getragen.
Wie Sie erkennen können, welche Aktien im aktuellen Umfeld sicher und welche risikoreich sind? Portale wie Marketscreener und Traderfox verraten selbst Nicht-Börsen-Experten, wie es um die Finanzen eines Unternehmens steht. Bevor Sie auf den Sell-Button klicken, weil es gerade nicht so läuft, wie erhofft, lohnt sich ein „Screening“.
Übrigens: Wo es Verlierer gibt, gibt es bekanntlich auch Gewinner! Zu letzterer Gruppe zählen aktuell etwa Banken und Konsumgüterproduzenten. Beispiel Banken: Im Falle anziehender Zinsen verdienen Finanzhäuser an ihrem Kreditvergabegeschäft überdurchschnittlich gut. Hersteller von Alltagsgüter, auf die Verbraucher auf keinen Fall verzichten möchten, können ihre Preise problemlos erhöhen und somit etwa die steigenden Produktions- und Rohstoffkosten ausgleichen. Kein Wunder also, dass die Kurse der Deutschen Bank oder der Coca Cola Company in den vergangenen Handelstagen kräftig angezogen sind.
Äußerst beliebt und dennoch hoch spekulativ: Unternehmen aus dem Bereich der Wasserstoffgewinnung sind derweil in vielen Depots zu finden. Insbesondere Privatanleger unterschätzen jedoch die bilanzielle Schwäche dieser „Weltverbesserer“.
Autor: Jan Lauer
Disclaimer: Weder die Betreiber der Plattform noch der Autor übernehmen Garantie bezüglich Richtigkeit und Aktualität der getroffenen Aussagen. Es sollen lediglich Anregungen, aber keinerlei Ratschläge zum Kauf oder Verkauf von Finanzprodukten vermittelt werden. Wer also Anlageentscheidungen auf Basis der im Text genannten Informationen trifft, tut dies auf eigene Verantwortung.
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