In den vergangenen beiden Jahren hat die Corona-Pandemie zu großen wirtschaftlichen Schäden geführt. In einer Analyse kommt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zum Ergebnis, dass der Wertschöpfungsausfall bei etwa 350 Milliarden Euro liegt. Davon gehe ein Großteil auf Ausfälle beim privaten Konsum zurück, beispielsweise wegen Lockdown-Maßnahmen. Die in einzelnen Bereichen erbrachte wirtschaftliche Leistung, ist die sogenannte Wertschöpfung.
In einem IW-Kurzbericht heißt es, dass sogar wenn bis zum Jahresende 2022 beim Bruttoinlandsprodukt das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden sollte, auch dann noch eine „markante Lücke“ zur Wirtschaftsleistung im Vergleich dazu bestehe, wenn es die Corona-Pandemie nicht gegeben hätte. „Erst mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren können Stück für Stück die Wertschöpfungs- und Einkommenslücken infolge der Pandemie wieder geschlossen werden.“
In diesem Jahr rechtet die Bundesregierung mit einem geringeren Wirtschaftswachstum in Deutschland. Die Regierung erwartet nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,6 Prozent, so wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfahren hatte. In diesem Jahr war die Vorgängerregierung im Herbst noch von 4,1 Prozent Wachstum ausgegangen.
Die deutsche Wirtschaft hatte 2021 mit 2,7 Prozent Wachstum zwar wieder zugelegt. Aber der vom Statistischen Bundesamt anhand erster Zahlen vermeldete Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts fiel wesentlich geringer aus als lange erhofft. Im Pandemie-Jahr 2020 war die Wirtschaftsleistung um 4,6 Prozent eingefallen.
Insbesondere Lockdowns sowie unterbrochene Lieferketten und Produktionsausfälle im Frühjahr 2020 nach dem Ausbruch der Pandemie hatten die Konjunktur gestoppt. Deshalb hatte die Politik milliardenschwere Hilfsmaßnahmen beschlossen, um die Folgen für Firmen und Jobs abzumildern.
Hohes Minus
Es dürften über die vergangenen acht Quartale hinweg Ausfälle beim privaten Konsum in Deutschland von insgesamt 270 Milliarden Euro eingetreten sein, so die IW-Modellrechnung. Der Autor der Analyse Michael Grömling erläuterte, dass es beim privaten Konsum auch zu „Verhaltensänderungen“ gekommen sei. Das bedeute: Auch wenn Geschäfte wieder offen waren, hätten viele Bürger und Bürgerinnen trotzdem aus Vorsicht auf einen Besuch der Geschäfte verzichtet. Während der Corona-Pandemie hat sich auch deswegen die Sparquote der privaten Haushalte um einiges erhöht – sprich: die Verbraucher sparten Geld. Im Jahresgutachten der „Wirtschaftsweisen“ hieß es, dass wenn länger anhaltende Liefer- und Kapazitätsengpässe oder pandemiebedingte Einschränkungen zügiger überwunden würden, die „aufgestaute“ Investition- und Konsumnachfrage für einen dynamischeren Aufschwung sorgen könne.
Es wurde während der Pandemie außerdem deutlich weniger investiert. Bei den sogenannten Bruttoanlageinvestitionen zum Beispiel in Maschinen gab es „merkliche Ausfälle“, erläutert die IW-Studie. Hätte es die Corona-Pandemie nicht gegeben, wären die kompletten Investitionen in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren in preisbereinigter Betrachtung um etwa 60 Milliarden Euro höher ausgefallen. Dies wirke auf die wirtschaftliche Entwicklung langfristig bremsend.
Zwar stehen den Einbußen bei den Investitionen und beim privaten Konsum starke Impulse vonseiten des Staatskonsums infolge von pandemiebedingter Zusatzausgaben und Konjunkturpaketen entgegen erklärt das IW. Genauso kamen vom Export merklich gute Konjunkturimpulse. Trotzdem ergebe sich ein Wertschöpfungsausfall in Höhe von etwa 350 Milliarden Euro. In den kommenden Quartalen werde es ebenso zu beträchtlichen Einbußen kommen – im Vergleich zu einer pandemiefreien Zeit. Die Einbußen könnten sich alleine im ersten Quartal 2022 eventuell auf weitere 50 Milliarden Euro belaufen, falls es infolge der Omikron-Welle zu deutlichen Beeinträchtigungen im Wirtschaftsleben komme.
Autorin: Sophie Pixis