Ein Tauziehen mit Taiwan

Produktion von Chips in Europa

Wer bei Zukunftstechnologien die Nase vorn hat entscheidet die Produktion hochwertiger Chips. Die EU muss da einiges aufholen. Mit dem „Chips Act“ versucht sie es.

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In der Halbleiterherstellung möchte Europa zu asiatischen Ländern aufschließen und Versorgungsengpässe beseitigen. Die Autoproduktion wurde in manchen EU-Staaten schon um ein Drittel gedrosselt, da Computerchips Mangelware sind. Laptops, Digitalkameras oder medizinische Geräte haben lange Lieferzeiten. Dieser Fakt macht der EU schmerzlich bewusst, wie sehr sie vor allem von Taiwan und Südkorea abhängig ist. 

Dagegen hält die EU-Kommission mit dem sogenannten „Chips Act“. Präsidentin Ursula von der Leyen beschreibt dessen Ziele so: „Kurzfristig wollen wir uns für künftige Krisen besser wappnen, indem wir Versorgungsengpässe erkennen und dadurch vermeiden. Und mittelfristig wollen wir Europa zum Anführer in diesem strategisch wichtigen Markt machen.“

Chips „Made in Europe“ sind Behörde 43 Milliarden Euro wert

Die Behörde möchte bis 2030 dafür insgesamt mehr als 43 Milliarden Euro an privatem und öffentlichem Geld aufbringen. Rund 15 Milliarden neue Ausgaben davon sind im Rahmen des Chip-Programms – je zur Hälfte von der EU und den Mitgliedsstaaten. Die restlichen gut 30 Milliarden kommen aus laufenden Vorhaben. So sollen Chip-Produktionsstätten in Europa gebaut und Forscherinnen und Entwickler unterstützt werden. Das Ziel Europas: Den Anteil an der weltweiten Chipproduktion bis 2030 von zehn auf 20 Prozent zu verdoppeln

Von „einem der wichtigsten Industrievorhaben seit vielen Jahren“ mit geopolitischer Bedeutung spricht Europas Binnenmarktkommissar Thierry Breton: Hochleistungschips werden für den Autobau und die Bereiche Gesundheit und Telekommunikation, dort insbesondere für die 5G-Technologie gebraucht.

Beihilferegeln durch Kommission gelockert

Brüssel lockert die strengen Beihilferegeln, damit EU-Mitgliedsstaaten die Ansiedlung entsprechender Firmen fördern können.
Brüssel will außerdem die europäische Chipindustrie stärker überwachen und notfalls auch Exportkontrollen einführen um Versorgungskrisen abzuwenden. Dies ist nach den Worten von Kommissar Breton aber nur das letzte Mittel: „Aber es hat uns schon geholfen, um in einen Dialog einzutreten, den man zwischen Partnern braucht. Weil wir stark waren. Deshalb muss man stark sein, um die richtige Balance zu finden und einander zu helfen. Das läuft nicht nur einseitig.“  

Industrieverbände sind voll des Lobes

Vor allem Breton und Kommissions-Vizepräsidentin Vestager haben den „Chip Act“ geprägt – das ging nicht immer reibungslos. Bei der Vorstellung warnte Vestager vor Wettbewerbsverzerrungen und einem Subventionswettlauf. Die geplante Aufweichung der Beihilferegeln soll sie kritisch sehen. Ihr französischer Kollege Breton setzte sich jedoch durch. Er wiederum steht für ein Wirtschaftsmodell, das eher auf staatliche Eingriffe und Lenkung setzt. 

Quelle: www.tagesschau.de

Autorin: Sophie Pixis