Es ist so weit! Das Verbot für sogenanntes Einwegplastik gilt seit diesem Wochenende. Zumindest in der EU ist ab sofort der Verkauf von „Wegwerf-Plastik“ verboten. Wirklich? Erfahren Sie, was hinter der neuen Verordnung aus Brüssel steckt – und warum uns das Thema Polypropylen auch weiterhin beschäftigen dürfte.
Erstickte Delfine, Inseln so groß wie Fußballfelder, verschmutztes Grundwasser … Die Liste der unangenehmen Nebeneffekte, die der Wunderkunststoff namens Plastik mit sich bringt, ist lang. Offensichtlich zu lang, als dass die EU länger schweigen konnte: Vor einem Jahr, im Juni 2020, beschloss man ein Verbot zur Produktion und Vertrieb von Einwegplastik. Seit dem 3. Juli ist der Entwurf geltendes Recht und verpflichtet Unternehmen zu einem nachhaltigeren Umgang mit Kunststoffen auf der Basis von Polypropylen. In erster Instanz gilt es, die Herstellung bestimmter Produkte einzustellen. Hierzu zählen etwa Strohhalme, Geschirr, Rühr- und Wattestäbchen. Die üblichen Verdächtigen also, die die Weltmeere verschmutzen und irgendwann in unserem Körper in Form von Mikroplastik eine zweite Heimat finden sollen.
Die Idee, den umwelt- und gesundheitsschädlichen Plastik-Zirkel zu durchbrechen, erntet Anerkennung. Der Großteil der Parteien sowie Verbraucher begrüßen den Entwurf; einige wenige Unternehmen haben sich bereits vor Jahren für eine nachhaltigere Verpackungspolitik und ökologischere Logistikkonzepte entschieden. Wie so häufig steckt allerdings auch bei diesem Umweltschutzgesetz der Teufel im Detail: Unternehmen in der EU sollen ab sofort keine „Wegwerf-Plastikprodukte“ produzieren, dürfen diese jedoch weiterhin verkaufen, beispielsweise wenn diese aus „Restbeständen“ stammen. Vor allem: Die angeblich nachhaltigen Ersatzprodukte entpuppen sich als ebenso klimaschädlich – und lassen sich teilweise überhaupt nicht mehr recyceln!
Status quo für den Umweltschutz
Ein Paradebeispiel für den irrsinnigen Klimaschutzgedanken der EU liefert der „umweltbewusste Papierstrohhalm“. Die neue Trinkhilfe besteht nun nicht mehr aus Kunststoff, sondern aus Papier. Aufgemerkt: Papier wird aus Bäumen, eine zentrale Säule der CO2-Kompensation, hergestellt. Der Schutz von Regenwald & Co. feiert in Brüssel gerade Sommerpause. Außerdem sind die Innenseiten der Öko-Halme mit Spezial-Legierungen versehen, die das Papier vor Flüssigkeiten schützen sollen. Problem: Ebendiese Legierungen lassen sich NICHT recyceln!
Recycling neu gedacht: Zwei Unternehmen machen’s vor
Wie wirklich nachhaltige Lösungen aussehen könnten, stellen die Unternehmen Carbios und Quantafuel unter Beweis. Die Norweger beispielsweise haben ein System entwickelt, das mittels Pyrolose sämtliches Plastik zersetzt und in Bio-Kraftstoff umwandelt. Der französische Recycling-Experte Carbios will ein Konzept entwickelt haben, welches über eine enzymatische Rückgewinnungstechnik die Moleküle von geläufigem Kunststoff auflöst und anschließend in eine neue Struktur bringt. Getreu dem Motto „Aus alt mach neu“.
Quelle: merkur.de
Autor: Jan Lauer