Klimawandel im vollen Gang? Starkregen und Gewitter nehmen zu.

Spätestens seit den Überflutungen, die im Juni Teile Westdeutschlands wortwörtlich unter Wasser gesetzt haben, steht der Klimawandel einmal mehr im öffentlichen Diskurs. Der Zusammenhang zwischen Extremwetterlagen und dem globalen Temperaturanstieg ist nicht zu leugnen. Doch wie kann man sich vor Schäden durch Starkregen & Co. schützen? Wir klären auf.

Wie-Sie-Ihr-Eigenheim-schuetzen-koennen

Trügerische Sicherheit: Jeder ist gefährdet

Es gibt viele Regionen, die für Überflutungen bekannt sind. Deutschland gehört glücklicherweise nicht dazu. Beziehungsweise gehörte! Ortschaften wie Düren, Euskirchen sowie Hagen und nicht zuletzt der gesamte Kreis Aachen gewannen in den letzten Wochen traurige Berühmtheit. Weshalb es gerade diese Regionen so schwer getroffen hat? Einerseits befinden sich zahlreiche Flüsse und kleinere Bäche in Teilen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Treten diese „Sammelbecken“ über, steigt die Macht des Wassers expotenzial. Andererseits gilt die Region als vergleichsweise eben, weist allerdings ein durchgehendes Gefälle auf. Logisch: Im Norden Deutschlands liegen die Küsten, im Süden gipfeln die Alpen.

Ausschlaggebend für die Schwere der Überflutung beziehungsweise für das Zerstörungsausmaß dürfte jedoch schlichtweg der Fakt gewesen sein, dass ebendiese Regionen bisweilen nie mit Überflutungen zu kämpfen hatten. Ganz anders also als in „klassischen“ Hochwasserregionen wie etwa an Küsten. Wellenbrecher, Dämme und Schutzzonen? Vielleicht in Nordfriesland, aber nicht in Westfalen! Die Folgen der „Blauäugigkeit“ von Behörden und Bürger zeigen sich nun in aller Härte.

So beugen Sie schweren Schäden vor

Immerhin: Wer sich dem Thema nicht nur durch den ununterbrochenen Konsum diverser „Brennpunkte“ und emotionalen Live-Berichten nähern möchte, kann sein Eigenheim durchaus schützen. Klaus-Jürgen Edelhäuser von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau etwa ist sich sicher, dass auch „wahnsinnig einfache Lösungen“ wahre Wunder wirken können.

Schwachstelle Keller

Häuser, die in Hochwassergebieten errichtet werden, verfügen häufig über eine sogenannte weiße Wanne und eine schwarze Wanne. Gemeint sind hiermit wasserundurchlässige Stahlbetonverkleidungen (weiße Wanne) und Abdichtungen aus Kunststoff- oder Bitumenbahnen (schwarze Wanne). Sie besitzen schon ein Haus beziehungsweise planen nicht, in naher Zukunft eines zu bauen? Zumindest die schwarze Wanne lässt sich auch im Nachhinein errichten. Die Kosten hierfür fallen jedoch recht hoch aus.

Wesentlich leichter lassen sich Schäden eindämmen beziehungsweise die Nachwirkungen einer Flut beseitigen, indem einfache Vorbereitungen wie zum Beispiel das Auslegen von Fliesen sowie die Täfelung der Wände getroffen werden. Denn auch eine solide weiße Wanne darf nicht als ein Garant für einen Überflutungsschutz verstanden werden! Eine geflieste Oberfläche lässt sich viel schneller und effizienter als rohes Mauerwerk von Schlamm befreien und trockenlegen!

Außerdem sollten Keller grundsätzlich nicht zum Wohnen, sondern lediglich als Lager- oder Werkräume genutzt werden. Ebenfalls wichtig: Steckdosen sollten nach Möglichkeit nicht in Bodennähe angebracht sein. Sollten Sie auch Steckdosen nicht nutzen, die, wie hierzulande üblich, in einer Reihe mit Lichtschaltern installiert sind, raten wir dazu, den gesamten Stromkreislauf zu trennen. Oder kleben Sie sich ein Schild „Achtung Hochspannung“ an die Kellertür. Im Falle einer Flutung kann dieser Hinweis Leben retten.

Stromkreislauf

Knackpunkt Kellerfenster

Sollten Baumstämme und andere Schwerstgegenstände gegen das Haus geschleudert werden, haben zumindest handelsübliche Fenster keine Chance. Die gilt insbesondere für Kellerfenster, liegen sie doch nur wenige Zentimeter über dem Boden. Brüche sind nahezu unvermeidbar. Die Folgen einer moderaten Überschwemmung können jedoch durch die Installation von Spezial-Fenstern gemindert werden: Manche Fenster sind nicht nur dreifachverglast, sondern mit einem Einlaufschutz versehen. Je nach Klassifizierung ist das Fenster so konzipiert, dass entweder maximal 240 Liter innerhalb von 24 Stunden durch das Fenster laufen, oder überhaupt keine Feuchtigkeit eindringen können.

Der Experte Frank Lange vom Verband Fenster Plus Fassade rät dazu, sich unbedingt einen Nachweis über die Abdichtung des Kellerfensters einzuholen, sollte dies nachträglich nachgebessert werden. Da es in Deutschland keine offiziellen Prüfkriterien für diese Art von Spezialfenstern gebe, dürfe der Kunde von Hochwasserschutzvorsorge-Unternehmen eine Montagebestätigung verlangen. Auch das Hinzuziehen eines Sachverständigen ist eine Möglichkeit der Absicherung. Durchaus eine Überlegung wert können zudem kleine Mauern kniehoch um die Kellerfenster errichtet, sein. Solche Maßnahmen werden von jedem Maurer angeboten und erregen zum Beispiel als Blumenbeet getarnt kaum Aufmerksamkeit.

Knackpunkt-Kellerfenster

Das Grundstück

Grundstücke sollten nach Möglichkeit so ausgerichtet sein, als dass ein natürliches Gefälle besteht – weg vom Gebäude, hin zur Grundstücksgrenze. Zudem sind Flächen, in denen Wasser versickern kann, von Bedeutung. Statt einer Pflasterfläche können zum Beispiel Rasengittersteine verlegt werden. Solch Steine binden das Wasser. Auch über die Installation einer Zisterne kann nachgedacht werden. Ebenso wie über eine Dachbegrünung. Last but not least verhindert eine Sockelmauer große Schäden.

Wenn’s hart auf hart kommt

Sie möchten sich nicht auf bautechnische Maßnahmen verlassen? Sie fürchten neben Starkregen und Überflutungen weitere Krisenszenarien wie etwa einen langzeitigen Stromausfall in Folge von Hackerangriffen auf Energiekonzerne? Die Gemeinde der Prepper (engl: to prep = vorbereiten) wappnet sich für ebendiese Szenarien.

Bis vor wenigen Jahren wurden Anhänger der belächelt, häufig sogar angefeindet. Prepper hätten das Ziel, eine Revolution zu starten und würden neben Medikamenten, Kerzen. Lebensmitteln und Wasser Unmengen an Waffen bunkern. Tatsächlich rüsten sich einige Prepper mit Jagdwaffen aus und sind in Nahkampftechniken geschult. Unter Generalverdacht sollte man diese Organisation jedoch nicht stellen!

Zudem zeigen die Lockdowns während der Corona-Pandemie und die jüngsten Überflutungen, wie fragil unsere Infrastruktur ist. Wer sich als Prepper versuchen möchte, kann sich weitreichend informieren, denn der Trend zum „Selbstversorger“ nimmt zu. Mittlerweile gibt es etliche Webseiten, die über eine Krisenvorsorge aufklären. Auch auf in Sozialen Netzwerken lassen sich etliche Gruppen à la Prepper Deutschland (Facebook) finden. Kostenlose, krisensichere Ratschläge inklusive!

Autor: Jan Lauer