Manipulation beim Goldpreis?

Explodierende Inflationsraten, Niedrigzinsen und Rekordschulden … Das Umfeld für den Goldpreis könnte kaum besser sein. Der jedoch befindet sich auf einem erstaunlich niedrigen Niveau. Nicht wenige Experten sind deshalb überzeugt: Der Goldpreis wird manipuliert.

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Krisenstimmung hält an

1.783 Dollar, umgerechnet 1.536 Euro – so viel müssen Käufer derweil (Stand: Mitte Oktober) für eine Unze Gold auf den Tresen legen. Zum Vergleich: Im August 2020, Höhepunkt der Coronakrise, lag der Preis pro Unze bereits bei über 2.000 Dollar. Kein Wunder! Gold gilt als DIE Krisenwährung und Inflationsschutz zugleich. Der Kursverfall der letzten Monate ließe demnach nur eine Schlussfolgerung zu: Die Krise ist überwunden. Wirklich? Der häufig angeführte Fear & Greed Index liegt aktuell bei 30 und somit auf „Fear“, also Angst. Anleger haben sich demnach keineswegs vom Edelmetall abgewandt. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Institutionelle bewusst den Goldpreis drücken. Denn gezielte Abverkäufe sorgten in jüngster Zeit immer wieder für starke Preisverluste. So etwa am 9. August 2021.

Flash Crash beim Gold? Aber sicher!

Gold ist krisensicher? Vielleicht. Der Goldpreis ist es sicher nicht. Die jüngste Vergangenheit des Edelmetalls offenbart, wie schnell und nahezu unbemerkt der Goldpreis gedrückt werden kann. So registrierten Analysten der BNP Paribas Anfang August einen massiven Verkauf von Gold – in elektronischer Form, versteht sich. Die Verkaufsorder hatte ein Volumen von vier Milliarden Dollar inne und sorgte unmittelbar für einen (weiteren) Rücksetzer beim Goldpreis. Nicht nur die Größe der Goldposition, sondern auch der Zeitpunkt sollte zu denken geben. Der Verkauf fand um gut ein Uhr in der Nacht (MEZ) statt. Lediglich die Asiatischen Börsen hatten zu diesem Zeitpunkt geöffnet.

Neben der Uhrzeit sollte auch das Datum aufhorchen lassen, denn beim 9. August handelte es sich um einen Montag. An diesem Tag sind die Orderbücher der meisten Investoren beziehungsweise Händler ausgedünnt. Schließlich bringt man seine Schäfchen vor den 2 Tagen „Blindflug“ lieber ins Trockene, sichert am Freitagabend Gewinne und wartet ab, was das Wochenende mit sich bringt. Ein sogenannter „Fat Finger Trade“ gilt zudem als äußerst unwahrscheinlich. Kein Banker und kein Großinvestor der Welt dürfte den Abverkauf durch einen Tippfehler bei der Ordervergabe hervorgerufen haben, da solche Ausrutscher schnell publik werden. Fazit: Der Goldpreis erlitt in den frühen Morgenstunden Anfang August einen Flash Crash. Hierbei sinkt der Kurs eines Rohstoffes, einer Anlage oder eines Wertpapiers in wenigen Sekunden massiv, löst nicht selten Stop-Loss-Orders aus und fördert einen weiteren Abverkauf, findet dann seinen Boden und schnellt letzten Endes wieder mir rasantem Tempo in die Höhe. Nach einem Flash Crash notiert der Kurs für gewöhnlich niedriger als vor dem Abverkauf, da sich viele Anleger aufgrund solch einer Volatilität von ihrem Investment trennen beziehungsweise einen Wiedereinstieg scheuen. Vor allem: Nur in wenigen Fällen wie zum Beispiel im Jahr 2015 werden solche Stürze bemerkt.

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Strippenzieher Notenbank?

Der Goldpreis wird gedrückt, so viel steht fest. Mit großer Wahrscheinlichkeit gilt dies auch für die Antwort auf die Frage nach Täter und Motiv. Die Notenbanken, konkret FED und EZB, dürften am meisten von einem niedrigen Goldpreis profitieren und zugleich als einzige Marktteilnehmer über die notwendigen Mittel verfügen, diesen zu drücken. Denn das Vertrauen in Papiergeld bröckelt. Um weiterhin Geld auf die Märkte zu werfen und weiterhin Anleihen in Milliardenhöhen kaufen zu können, müssen die übrigen Marktteilnehmer davon überzeugt sein, dass Alternativwährungen uninteressant sind. Die Bilanzen der Notenbanken sind aufgebläht und der kleinste Hauch von Skepsis am hiesigen Geldregen dürfte zu massive Verwerfungen an den Finanzmärkten führen. Bereits jetzt befindet sich die Dow-Gold-Ratio auf einem Rekordhoch: Nur im Jahr 2000 waren Aktien am Dow Jones in Relation zum Goldpreis höher als bewertet als aktuell. Die Euphorie am Markt ist also enorm, trotz der relativen Krisenstimmung werden horrende Bewertungen für Aktien in Kauf genommen. Gemäß dem Motto „There Is No Alternative“ (kurz: TINA) wird weiterhin investiert, getradet und spekuliert.

Ein „Weiter so“ wird nur von wenigen Finanzexperten hinterfragt, scheint jedoch auf lange Sicht keine Zukunft zu haben. Will man auf die nächste Krise reagieren können, müssen Notenbanken von ihrer aktuellen ultralockeren Geldpolitik abweichen. Anderweitig ließe sich der Markt kaum stimulieren, sollten die Wachstumsraten ins Schwanken geraten. Die FED etwa plant bereits für Ende 2021, ihre Anleihenkäufe herunterzufahren. Dieses sogenannte „Tapering“ dürfte Schule machen und wenig später in Europa sowie in Japan Anwendung finden. Auf lange Sicht müssten auch Zinsanhebungen folgen. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf den Goldpreis sind ungewiss. Kurzfristig dürfte das Metall an Wert verlieren, doch langfristig könnte dieser „Reset“ dem Goldpreis wieder auf die Beine helfen. Nicht zuletzt die Korrelation mit Kryptowährungen, die nicht weniger empfindlich auf fiskalpolitische Entscheidungen reagieren würden, sollte dem Goldpreis bei der Neuausrichtung in die Hände spielen.

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Comeback in Sicht

So geschickt der Goldpreis auch gedrückt wird und so unbeliebt das gelbe Metall auch sein mag: Ein Turnaround kündigte sich in den letzten Wochen immer wieder an und scheint auf lange Sicht alternativlos. Der Kampf der Markteilnehmer an entscheidenden Unterstützungszonen wie etwa an der 1.720-Dollar-Marke fiel immer wieder zugunsten der Goldbullen aus. Analysten der Vermögensverwaltung Incrementum rufen bereits Kursziele von 4.800 Dollar für das Jahr 2030 aus. Sollte die Geldentwertung noch stärker voranschreiten, seien sogar 8.900 Dollar möglich.

Zugegeben, Kursziele oberhalb der 3.000-Dollar-Marke strahlen äußerst großen Optimismus aus. Jeder Rohstoff unterliegt jedoch Zyklen: Ganz gleich, Öl, Platin oder wie zuletzt Uran – Auf und Abs gehören zum Finanzmarkt wie das Amen in die Kirche. Wie Sie als Anleger vom höchstwahrscheinlichen Comeback von Gold profitieren können? Das Unternehmensblatt versteht sich nicht als Anlageberater und weist an dieser Stelle ausdrücklich auf das Risiko von Finanzprodukten im Allgemeinen hin. Aus unserer Sicht lohnt sich aktuell jedoch ein Einstieg in Goldförderer ganz besonders. Diese sollten bereits jetzt profitabel sein und im Idealfall eine Dividende zahlen. So macht sich ein Investment in Goldminen-Aktien auf alle Fälle ausgezahlt. Nach fundamentalen Gesichtspunkten erscheinen derweil die Papiere der Barrick Gold Corp. (ISIN: CA0679011084), der Newmont Mining Corp. (ISIN: US6516391066) und von Yamana Gold (ISIN: CA98462Y1007) als besonders lohnenswert.

Autor: Jan Lauer