Laborthese: schicksalhafte Verurteilung?
Das Gerücht ist nicht neu: Schon zur Amtszeit von Donald Trump gab das US-Außenministerium bekannt, man werte Ernst zu nehmende Hinweise aus, dass das Corona-Virus aus einem chinesischen Labor stamme. Laut Ministerium seien bereits im Herbst 2019 – also lange vor dem offiziellen Ausbruch des Virus – erste Erkrankte in einem Hospital in Wuhan behandelt worden. Da es sich bei den Patienten um Mitarbeiter des chinesischen Labors für Virologie gehandelt haben soll, bestünde eine unbestreitbare Verbindung zwischen der Tätigkeit des betreffenden Labors und dem wenig später erfolgten Ausbruch.
Im Sog der Verschwörungstheorien über Covid19, die sich ebenso schnell wie das Virus an sich verbreiteten, fand auch die Laborthese großen Anklang. Insbesondere in US-amerikanischen Medien wurde die These viel diskutiert, allem voran in rechtsgesinnten, teils –radikalen, Netzwerken, die mitsamt des „Trumpismus“ in den letzten Jahren mehr und mehr Anhänger gewannen. Mit der Vereidigung Joe Bidens geriet die Laborthese aus dem medialen und politischen Diskurs. Spätestens mit dem Abschlussbericht eines Expertenteams der WHO, dem zufolge es „extrem unwahrscheinlich“ sei, dass das Virus einen nicht-natürlichen Ursprung habe, stießen Vertreter der Laborthese auf taube Ohren. Laut WHO-Bericht sei es „wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich“, dass das Virus von einer Fledermaus über einen Zwischenwirt auf den Menschen überging. Mit diesem Urteil schein die Labortheorie de facto widerlegt.
Erneute Untersuchung angekündigt, China dementiert
Die nun diskutierte Laborthese ist also keineswegs neu, die von Trump eingeleitete Untersuchung stellte mit dem Präsidentenwechsel allerdings ihre Arbeit ein. Neu ist jedoch die Quelle, die den jetzigen amerikanischen Präsidenten Biden Ende Mai dazu veranlasst haben soll, eine erneute Untersuchung in Auftrag zu geben: Ein nicht näher genannter befreundeter Geheimdienst soll unabhängige Beweise gesammelt haben, die die Labortheorie belegen. Nicht weniger brisant: Die zwischen Januar und Februar eingesetzte WHO-Delegation hatte keinen Zugang zu dem Institut für Virologie von Wuhan. Des Weiteren wurden die der Kommission zur Verfügung gestellten Dokumente von dem chinesischen Gesundheitsministerium an entscheidenden Stellen geschwärzt.
Die chinesische Regierung bezeichnete beide Vorstöße, sowohl den von Donald Trump als auch von Joe Biden, als „komplette Lüge“. Fakt ist: Das Corona-Virus dürfte uns noch eine lange Zeit in Atem halten – unabhängig der für August angekündigten Berichtsveröffentlichung.
Quelle: ZDF.de/nachrichten/panorama/
Autor: Jan Lauer