Die Entscheidung der Richter in Den Haag könnte sich als ein Wendepunkt der Geschäftspolitik für Mineralöl-Konzerne entpuppen: Als erstes nicht-staatlich-geführtes Unternehmen muss Shell seine Klimaschutzziele drastisch verschärfen. Andernfalls drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhen.
Urteil deutlich: Shell in Pflicht genommen
Knapp neun Jahre bleibt dem Öl-Giganten Royal Dutch Shell Zeit, seine Geschäftspolitik insoweit umzugestalten, als dass der Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 durch Raffinerie, Transport und Vertrieb sämtlicher Produkte um 45 % sinkt. Als Ausgangswert setzten die Richter die CO2-Bilanz aus dem Jahr 2019 fest – nicht wie zuvor gefordert aus 2020. Denn coronabedingt brach der Öl-Preis drastisch ein und Shell drosselte die Förderung. Dennoch: Mit ihrem Richterspruch folgen die Institutionellen zu weiten Teilen der Argumentation der klagenden Klimaschützer.
Was bisher geschah
Die Initialzündung für das jüngste Urteil lieferten rund 17.000 Aktivisten, die mit einer groß angelegten Petition gegen den Öl-Konzern Royal Dutch Shell Beschwerde einlegten. Aufgrund überholter Technik und unverhältnismäßiger Förderung von Erdöl sowie –gas gehöre der Konzern zu den „führenden“ Umweltverschmutzern der Gegenwart. Der Prozess „Das Volk gegen Shell“ dauerte mehrere Jahre und könnte unter Umständen eine Kehrtwende einläuten: Bis zum Jahr 2030 muss Shell seine Geschäftsbereiche insofern transformieren, als dass diese im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen stehen.
Berufung angekündigt
Die Antwort der Konzernleitung ließ nicht lange auf sich warten: Man werde unverzüglich Berufung einlegen und sehe sich als Opfer einer irregeführten Protest-Kampagne. Und weiter: Würde Shell seine Förderung beschränken, entstehe ein Wettbewerbsvorteil für die Konkurrenz, die lediglich die entstehende Lücke füllen würde. Bis 2050 wolle der Konzern ohnehin klimaneutral werden und betonte erneut, bereits heute maximale Anstrengungen zu unternehmen, dieses Ziel zu erreichen.
Quelle: Manager Magazing
Autor: Jan Lauer