Rüstungsaktien – Superzyklus oder Strohfeuer?

Mit Ausbruch des Ukraine-Krieges Anfang diesen Jahres feierte der „Eiserne Vorhang“ ein trauriges Comeback. Ein weiteres Mal steht Europa im Zentrum einer globalen Blockbildung. Zumindest was die Solidarität mit der Ukraine angeht, ist man im Westen geeint wie selten zuvor und neben finanzieller fließt nun auch militärische Unterstützung. Ein Freifahrtschein für Rüstungsaktien?

Rustungsaktien - Superzyklus oder Strohfeuer

Willst du Frieden, …

… verschenke Schutzhelme! Mittlerweile ist die deutsche Bundesregierung von ihrem Dogma abgewichen und hat neben den 5.000 Schutzhelmen auch schweres Kampfgerät in die Ukraine geliefert. Bis zu diesem Richtungswechsel vergingen jedoch Monate. Monate, in denen Hunderte, wenn nicht gar Tausende, Menschen den Tod fanden. Auch aktuell reißt die Kritik nicht ab: Zu bürokratisch, zu langwierig, zu dürftig gestalte sich die Unterstützung aus Deutschland, urteilt man in Kiew. Stichwort Ringtausch. Selbstverständlich hagelt es auch aus dem Kreml Kritik! Hier sieht man neben den Waffenlieferungen insbesondere die wirtschaftlichen Sanktionen als offenen Affront.

Die Unterstützung für die Ukraine bietet Diskussionspotenzial und die Ereignisse auf dem Boden des EU-Beitrittskandidaten sind ebenso traurig wie katastrophal, keine Frage. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass nicht wenige Anleger überlegen, in Rüstungskonzerne zu investieren. Die Nachfrage nach Panzer, Raketen und Satelliten soll Experten zufolge in den nächsten Jahren weiter steigen.

Lohnen sich nun, ein halbes Jahr nach Beginn der „militärischen Spezialoperationen“, immer noch beziehungsweise wieder Rüstungsaktien? Die Marktkapitalisierung vieler Konzerne aus dem Militärwesen haben sich bereits vervielfacht, doch die derzeitigen Entwicklungen in der Ukraine lassen eine weitere Eskalation befürchten. Das Unternehmensblatt widmet sich dem Thema aus der Vogelperspektive, gewohnt kritisch und objektiv.

Willst du Frieden
Sprudelnde Gewinne? Allein das bereits beschlossene Hilfspaket für die Restaurierung der Bundeswehr (100 Milliarden Euro) hob die Aktienkurse einiger Unternehmen in ungeahnte Höhen. Doch profitieren Rheinmetall & Co. nachhaltig von der Finanzspritze?

Rüstung? Nein Danke!

Aktien von Rüstungskonzernen gehören für viele Investoren neben solchen von Unternehmen aus den Branchen Tabak, Kernkraft und Glücksspiel zu den absoluten No-Gos. Wer hier investiert, zieht Profit aus dem Leid Anderer, so die weitverbreitete Meinung. Tatsächlich verfolgen Konzerne wie Tabakproduzenten und Online-Casino-Betreiber alles andere als „soziale“ Ziele. Menschen, Tiere und nicht zuletzt die Umwelt können unter den Produkten dieser Unternehmen stark leiden. Militärgüter stellen hier keine Ausnahme dar: Letzten Endes dienen diese Mittel der Tötung. Im schlimmsten Fall gehören nicht nur unmittelbar Beteiligte, sondern auch Unschuldige, Zivilisten beispielsweise, zu den Opfern.

Wer also Rüstungsaktien kauft und somit den Kurs eines börsennotierten Unternehmens in die Höhe treibt, muss sich bewusst sein, dass er das Risiko tödlicher Auseinandersetzungen steigert. Stabile Aktienkurse bringen Unternehmen schließlich nicht nur Reputation, sondern auch Finanzierungsmöglichkeiten ein. Durch Kapitalerhöhungen (Ausgabe neuer Aktien) können sich die Konzerne Mittel für neue Investitionen sichern, was wiederum die Entwicklung neuer Waffensysteme beziehungsweise die Steigerung der Produktionskapazitäten vereinfacht. Der Investor nimmt den Tod seiner, wenn auch in weiter Ferne lebenden, Mitmenschen wortwörtlich in Kauf.

Rustung. Nein Danke.
Profit um jeden Preis? Investitionen in Panzer & Co. werden von vielen Anlegern kategorisch ausgeschlossen. Bezogen auf den Gesamtmarkt handelt es sich bei vielen Rüstungsaktien jedoch um „günstige“, sprich niedrig bewertete, Wertpapiere.

Wo Schatten, da auch Licht

Zur Wahrheit gehört jedoch aus, dass Unternehmen mit einem hohen Aktienkurs in die Forschung effizienterer Technologien investieren können. Und zwar in solche, die nicht größere, sondern fokussiertere Schäden anrichten. Hightech-Infrarot-Scanner & Co. ermöglichen konzentrierte Schläge, wodurch das Risiko von „Kollateralschaden“ gesenkt wird. Ferner argumentieren viele Investoren, dass Rüstungskonzerne der globalen Sicherheit dienen. Stichwort Abschreckung! Der Mensch sah sich schon jeher Bedrohungen ausgesetzt, die entweder von Staaten oder einzelnen Gruppen wie Terrororganisationen ausgingen.

Das vielleicht stärkste Argument für den Kauf von Rüstungsaktien: Technologien, die von Rüstungskonzernen entwickelt werden, können auch in nicht-militärischen Bereichen Verwendung finden. Bestes Beispiel: Satellitenbilder. Konzerne wie die Airbus SE (ISIN: NL0000235190) haben bereits Milliarden-Summen in die orbitale Bilderfassung sowie Kommunikation investiert. Satellitentechnik liefert heutzutage einen großen Beitrag im Katastrophenschutz wie zum Beispiel bei der Früherkennung von Waldbränden oder der Navigation von Rettungsteams.

Selbiges gilt für die Bekämpfung von Cyberkriminalität: Rüstungskonzerne beschäftigen Heerscharen an IT-Spezialisten, die sich mit der Identifikation und Abwehr von Hackerangriffen befassen. Staatliche Einrichtungen respektive Infrastruktur nutzen zunehmend Techniken wie solche der norwegischen Digitalschmiede Kongsberg (ISIN: NO0003043309). Das Argument des IT-Engagements führt zu einem weiteren Punkt: Rüstungskonzerne stehen auch für Arbeitsplätze! Im Vertrieb, in der IT und im Controlling gilt hier der Mensch nach wie vor als unverzichtbare (Kontroll-)Instanz.

Wo Schatten, da auch Licht
Neben Panzern, Gewehren und Raketen entwickeln Rüstungskonzerne auch allerlei Software. Sowohl Unternehmen als auch Staaten und sogar Einzelpersonen greifen auf die Hightech von Unternehmen zurück, die der Kategorie „Rüstung“ zuzuordnen sind.

Goldenes Zeitalter voraus?

Auch die Zukunft der Rüstungsindustrie, insbesondere regional betrachtet, birgt Diskussionspotenzial. Die USA etwa stärken bereits seit Jahrzehnten den heimischen Militärsektor mit Milliardensummen und werden dies auch mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter tun. Allein im jüngst verabschiedeten Finanzhaushaltsplan sind Ausgaben in Höhe von 3,5 Prozent des Bruttoinland-Produkts (BIP) festgeschrieben. Dies entspricht einer Summe von über 800 Milliarden US-Dollar.

Deutlich weniger (Steuer-)Gelder gibt man in Europa fürs Militär aus. Beispiel Deutschland: Im weltweiten Vergleich liegt man mit Subventionen in Höhe von rund 56 Milliarden Dollar nominal betrachtet auf einem soliden sechsten Platz. Gemessen am BIP machen diese Milliarden allerdings nur 1,6 Prozent aus! Auf die jahrelange Kritik, die nicht zuletzt unter der Federführung Donald Trumps deutlich schärfere Worte fand, reagierte man im vermeintlich sicheren Herzen Europas de facto nicht.

Die Trendumkehr brachte dann der Krieg in der Ukraine. Im Hauruck-Verfahren wurde ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro abgesegnet. Langfristig plant man in Berlin, die Ausgaben um knapp 30 Prozent anzuheben: Je nach Haushaltsbilanz sollen der Bundeswehr pro Jahr rund 70 Milliarden Euro zugutekommen. Gemessen am BIP könnten demnach gut 2 Prozent der Staatsfinanzen für die Verteidigung aufgebracht werden. Die Pläne lauten vielversprechend, doch Experten urteilten bereits, dass diese Mehrausgaben bei Weitem nicht den Bedarf decken. Die zuletzt verabschiedete Soforthilfe etwa decke nur 25 Prozent der eigentlich benötigten Gelder.

Goldenes Zeitalter voraus
Die Bundeswehr steht aktuell im Fokus vieler Diskussionen. Ungeachtet der massiven Ausrüstungsprobleme verzeichnet die Schutzmacht einen erhöhten Zulauf. Neben dem Vaterlandsgefühl dürfte auch der „sichere“ Sold manch einen Neu-Rekruten überzeugt haben.

So genüge zum Beispiel das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen keineswegs für die breit angelegte Aufrüstung, wie sie proklamiert wurde, sondern lediglich für eine Instandsetzung des aktuellen Bestands. Über 20 Prozent des Kampfgeräts wird derweil als funktionsuntüchtig eingestuft! Hinzu kommt allerlei dringend benötigte „Grundausstattung“, die Soldaten teils aus eigener Tasche zahlen müssen. Ferner ist ein Großteil der Ausrüstung nicht auf Auslandseinsätze ausgerichtet. Die Zielgenauigkeit der Standardgewehre etwa sinke bei hoher Hitze katastrophal. Abschließend ist zu bedenken, dass die verbleibenden intakten Kampfsysteme derweil massiv ausgedünnt werden. Durch den aktuellen Ringtausch mit Griechenland entrollen Dutzend dringend benötigte Kettenfahrzeuge den deutschen Kasernen.

Richtet man den Blick auf die internationale Rüstungspolitik, so ergibt sich ein sehr diffuses Bild. Im europäischen Vergleich beispielsweise schlägt sich Großbritannien mit Ausgaben von rund 68 Milliarden US-Dollar (2,2 Prozent BIP) recht wacker. Die übrigen Spitzenreiter hingegen liegen in weiter Ferne: Unangefochten auf dem zweiten Platz hinter den USA (805 Milliarden US-Dollar) steht die Volksrepublik China (293 Milliarden US-Dollar), gefolgt von Indien (76,6 Milliarden US-Dollar). Zieht man das BIP als Richtwert heran, so stechen jedoch weder die wohlhabenden Industriestaaten noch die wachstumsstarken Schwellenländer hervor. Saudi Arabien pulverisiert seine Mitstreiter mit einem Anteil von 6,6-Prozent-BIP-Ausgaben bei Weitem.

Was lassen sich nun für Schlüsse aus diesen Zahlen schließen? Nüchtern betrachtet nur wenige! Es stimmt zum Beispiel, dass Europa in der Gesamtheit in nächster Zeit kräftiger in Rüstung investieren dürfte. Doch sobald sich der Konflikt in der Ukraine löst, sollte zumindest dieser Krisenherd an Brisanz verlieren. Das Projekt Aufrüstung könnte in einen trügerischen Hintergrund rücken. Denn: Viele Staaten sind hoch verschuldet. Jeder Cent an Mehrausgaben würde die Staatskassen nicht nur belasten, sondern unter Umständen überstrapazieren! Die Zinswende, eingeleitet durch die amerikanische Notenbank, dürfte noch massive Umbrüche nach sich ziehen.

Hinzu kommt, dass Jahr für Jahr weniger Kriegstote verzeichnet werden. Demgegenüber stehen allerdings auch etliche Krisenherde. Insbesondere der Taiwan-Konflikt und die Bürgerkriege auf dem afrikanischen Kontinent geben Grund zur „Hoffnung“ für die Rüstungsindustrie.

Goldenes Zeitalter
Der europaweite Trend offenbart eine Kurswende: Nach jahrelangen Einsparungen erhöhen Staaten ihre Ausgaben, sei es für die eigene Verteidigung oder zwecks Bündnisstärkung.

Stolperstein Zufallsgewinne

Zugegeben, die Maßnahmen, die die Bundesregierung derweil im Kampf gegen die drohende Energiekrise ergreift, dürfen durchaus hinterfragt werden. So wirken viele Konzepte wenig überdacht, häufig sogar unkoordiniert. Börsianer können aus den bisherigen Beschlüssen jedoch wertvolle Schlüsse für ihre Geldanlage ziehen. Bestes Beispiel für die Eingriffsbereitschaft durch Vater Staat: die Zufallsgewinnsteuer.

Zur Erinnerung: Bei der Zufallsgewinnsteuer handelt es sich um eine Sonderbelastung, mit der Unternehmen belegt werden, die infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine übermäßige Gewinne erwirtschaften. Erstaunlicherweise beschränken sich die aktuellen Pläne auf Konzerne aus dem Energiesektor, konkret auf solche, die mit dem Verkauf von Strom Profite einfahren. Über eine Preisbremse von 200 Euro pro eingespeister Megawattstunde sollen gestiegene Gewinne abgeschöpft und in Form von Entlastungspaketen an Dritte weitergegeben werden. Dies betrifft in erster Linie Privathaushalte. Aber auch angeschlagene Konzerne sollen auf diese Weise gestärkt werden.

An den Börsen riefen die Pläne zunächst massive Kursrutscher hervor. Mittlerweile haben Unternehmen wie die RWE AG (ISIN: DE0007037129) Entwarnung gegeben: Auch bei der aktuell geplanten Sondersteuer würde sich die operative Geschäftsentwicklung weiterhin positiv entwickeln. Wesentlich problematischer: Durch die Signalwirkung könnte letztendlich der Ausbau Erneuerbarer Energien ins Stocken geraten. Die Rentabilität von Wind- und Solarparks sinkt durch den Gesetzesentwurf massiv. Investitionen könnten drastisch zurückgefahren werden.

Inwieweit betrifft die Zufallsgewinnsteuer nun die Rüstungsindustrie? Bis Weitem gar nicht! Dies könnte sich jedoch schnell ändern. Rüstungskonzerne profitieren von den aktuellen Ereignissen schließlich ebenso kräftig wie die Erzeuger von Ökostrom. Warum also nicht Hersteller von Panzern und Raketen zur Kasse bitten? Anleger sollten diese Überlegung im Hinterkopf behalten und die Gewinnerwartungen konservativer gestalten.

Rüstungsaktien kaufen? Die beliebtesten Wertpapiere im Check

Sie haben sich dazu entschlossen, ein Investment in Rüstungsfirmen zu tätigen? Wir stellen Ihnen zwei börsennotierte Konzerne vor, die im Militärwesen tätig sind und deren Aktien auch auf dem deutschen Markt rege gehandelt werden.

Rheinmetall AG

Mit Bekanntgabe des frisch geschaffenen Sondervermögens für die Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro konnte sich die Aktie der Rheinmetall AG (ISIN: DE0007030009) mehr als verdoppeln. Der Konzern gilt als das Aushängeschild der deutschen Militärlandschaft: Die Modelle „Puma“ und „Leopard“ werden als weltweite Kassenschlager im Panzer-Business gehandelt. Hinzu kommen verschiedenste Munitionstypen und Flugabwehrsysteme. Sogar Drohnen gehören zur Produktpalette der Düsseldorfer. Ferner beliefert man die europäische Automobilbranche mit zahlreichen Komponenten, in erster Linie Antriebe für Elektrofahrzeuge. Der Schwerpunkt macht mit einem Umsatzanteil von knapp 70 Prozent allerdings nach wie vor der Verkauf von Militärgütern aus.

Ungeachtet der unmittelbaren Teilhabe am kürzlich beschlossenen Sondervermögen tut sich die Aktie der Rheinmetall AG aktuell schwer. Denn: Der Konzern befindet sich unter staatlicher Aufsicht! Jeder Export muss demzufolge genehmigt werden! Ein Vorgang, der sich mit dem jahrelangen Ausbau des Bürokratie-Apparats sukzessive in die Länge gezogen hat. Hierzu passt die Meldung, mit der Rheinmetall seine Aktionäre im August verschreckte: Bestellungen hätten sich, angeblich aufgrund von Lieferkettenengpässen, deutlich verschoben. Als Folge rechnet man nun nicht mehr mit Umsatzerlösen von 13 bis 15 Milliarden Euro, sondern mit einem Umsatz von rund elf Milliarden Euro für das laufende Jahr. Die Geschäftsführung betont allerdings, dass es sich bei der Auftrags-Problematik nicht um eine Stornierung, sondern lediglich um eine Verzögerung handle. Dementsprechend sollten die Umsatzerlöse in den ersten Quartalen 2024 überproportional zulegen.

Für Anleger, die einen „soliden“ Global Player im Rüstungswesen suchen, scheint die Rheinmetall AG ein attraktives Investment zu sein. Auf dem Schirm sollten Interessierte beziehungsweise bereits Investierte allerdings nicht nur die Auftragslage haben: Das Unternehmen konzentriert sich voll und ganz auf die Produktion von Hardware, sprich Fahrzeuge und Munition. Dementsprechend ist man stark von Energie- und Rohstoffpreisen abhängig. Die Nettomarge des Konzerns liegt derweil bei 7,14 Prozent, könnte bei einer Verschärfung der Energiekrise jedoch deutlich schrumpfen. Immerhin: Die Rheinländer sind schuldenfrei und beteiligen ihre Aktionäre mit einer Dividende von zuletzt 4,16 Euro pro Anteilschein.

Rheinmetall AG
Die Rheinmetall AG beliefert nicht nur die heimische Armee mit Panzern und Luftabwehrsystemen Auch im fernen Abu Dhabi rollen die „Automobile“ der Düsseldorfer.

Auch bei dem zweiten Unternehmen unseres Aktienchecks bereiten derweil die gestörten Lieferketten Probleme. Mitte September warnte der amerikanische Waffenbauer vor einer Verzögerung eines Triebwerkprojekts mit Airbus. Die Aktie der Raytheon Technologies Inc. gehörte dennoch zu den wenigen Überfliegern der vergangenen Monate: Zwischen Dezember 2021 und August 2022 gewann die Aktie knapp 40 Prozent an Wert. In den letzten Wochen verzeichneten die Papiere aufgrund der erwähnten Lieferkettenproblematik einen deutlichen Rücksetzer und notieren derweil 12 Prozent unter ihrem Allzeithoch. Mutige Investoren, die auf der Suche nach High-Tech sind, könnten hier einen potenziellen Vervielfacher abgreifen. Das aktuelle Kursziel liegt bei 113 Euro!

Die Spezialität des US-Konzerns sind Hyperschallwaffensysteme. Hierbei handelt es sich um ultraschnelle und somit von vielen Radarsystemen schwer erkennbare beziehungsweise abfangbare Raketen mit überproportionaler Reichweite. Hier gilt der Konzern als Weltmarktführer und konnte zuletzt zahlreiche Aufträge an Land ziehen. So setzt zum Beispiel die US Air Force auf die Expertise der Landsmänner und bestellte am 23. September die erste Hypersonic Attack Cruise Missile, kurz HACM. Als Kooperationspartner agiert der 74 Milliarden US-Dollar schwere Rüstungskonzern Northrop Grumman (ISIN: US6668071029)! Ähnlich wie die Rheinmetall AG beschäftigt man sich allerdings nicht ausschließlich mit Waffensystemen: Die Tochter Pratt & Whitney wird als eine Koryphäe auf dem Sektor für Hochleistungstriebwerke gelobt. Zu den bekanntesten Kunden gehört wohl der US-Luftfahrt-Konzern Boeing (ISIN: US0970231058).
Der Blick aufs Zahlenwerk stimmt positiv, lässt jedoch weder Value- noch High-Growth-Investoren in Jubel ausbrechen. So sollen die Umsatz- und Gewinnerlöse in den kommenden Jahren weiterhin steigen, doch der ganz große Wurf steht – nach aktuellen Berechnungen – nicht bevor. Glaubt man den Analysten, dürfte zum Beispiel der Umsatz von zuletzt 67,6 Milliarden US-Dollar auf 78,6 Milliarden US-Dollar anziehen. Der derweil starke US-Dollar könnte jedoch die Profitabilität belasten, denn neben Airbus gehört auch die französische Armee zu den größten Kunden der Waffentüftler. Ein zu starker US-Dollar beziehungsweise ein zu schwacher Euro dürfte also die Nettomarge belasten. Mehr als positiv stimmt zumindest die Zahl der zuletzt eingegangenen Aufträge, die um 47 Prozent auf ein neues Rekordhoch gestiegen sein sollen. Die Tendenz dürfte sich fortsetzen, sodass das aktuelle KGV von 21 bereits im nächsten Jahr auf knapp 16 sinken könnte. Eine durchaus faire Bewertung, bedenkt man die Marktstellung von Raytheon Technologies.

Raytheon Technologies
High-Tech trifft Raketentechnik: Der US-Konzern Raytheon gilt als Marktführer bei Hyperschallwaffen. Ferner beliefert man die zivile Luftfahrt mit leistungsstarken Turbinen sowie Energiekontrollsystemen.

Fazit

Ein Investment in Rüstungskonzerne ist und bleibt eine Frage der Moral. Anleger sollten sich stets bewusst sein, dass mit dem Kauf bestimmter Aktien neues Kapital für Forschung und Fertigung von tödlichen Waffensystemen zur Verfügung gestellt wird. Ob und inwieweit diese Systeme zum Einsatz kommen, steht auf einem anderen Blatt. Die Möglichkeit, dass Ihre Geldanlage beziehungsweise Ihr Profit im schlimmsten Fall Menschenleben kostet, ist nicht von der Hand zu weisen.

Die jüngsten Ereignisse im Osten Europas offenbaren jedoch, dass es – leider – nicht ohne geht. Wer in dem aktuellen Umfeld globaler Krisenherde Sicherheit zu schätzen weiß, kann die Notwendigkeit zur Abschreckung nicht leugnen. Hier können Sie jedoch Präferenzen setzen, denn es müssen keineswegs Produzenten von Feuerwaffen sein, die in Ihrem Depot landen: Die Kriege der Zukunft werden digital geführt! Konzerne, die im Bereich Cyber-Security tätig sind, bieten vergleichsweise humane Renditechancen.

Apropos Humanität: Besitzer von Rüstungsaktien setzen keineswegs auf den weltweiten Zusammenbruch! Und Besitzer von Rüstungsaktien müssen sich keineswegs für ihre Profite schämen – sofern sie diese zumindest ansatzweise sinnvoll verwenden. Wer einen Teil seiner Dividende beispielsweise in Wiederaufbauprojekte investiert oder gemeinnützigen Organisationen spendet, darf sich durchaus als „Teil der Lösung“ und nicht als „Teil des Problems“ betrachten.

Autor: Jan Lauer

Disclaimer: Weder die Betreiber der Plattform noch der Verfasser garantieren Richtigkeit und Aktualität der getroffenen Aussagen. Es werden lediglich Anregungen, jedoch keinerlei Ratschläge zum Kauf oder Verkauf von Finanzprodukten vermittelt. Wer also Anlageentscheidungen auf Basis der im Text genannten Informationen trifft, tut dies auf eigene Verantwortung und somit auf eigene Gefahr. Ferner können Interessenskonflikte bestehen: Der Autor besitzt unter Umständen Aktien der im Text erwähnten Unternehmen oder gedenkt, diese zukünftig zu erwerben.