Tech Stock Picking Made in Germany: Drei Hidden Champions aus der Heimat

Sie gehört zum Alltag wie das Amen in die Kirche, erleichtert uns das Leben in den unterschiedlichsten Bereichen und wird in Zukunft weiterhin an Bedeutung gewinnen. Die Rede ist von der „Digitalisierung“. Kein Wunder also, dass Tech Aktien nach wie vor im Trend liegen. Insbesondere Tech Aktien aus Übersee sollten nach Meinungen diverser Anlageberater in keinem Depot fehlen. Wir zeigen, dass man auch an der heimischen Börse interessante Tech Aktien ergattern kann und verraten, welche Software-Perlen fernab von Alphabet & Co. ein Kauf sind.

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This is the Place to be: Die NASDAQ

Big Data, Künstliche Intelligenz, Quantencomputer, Autonomes Fahren – die Megatrends der Zukunft stehen fest. Wer als Anleger von der Digitalisierung der nächsten Generation profitieren möchte, muss sich jedoch häufig auf das US-amerikanische Börsenparkett wagen. In New York etwa residiert die größte Tech Börse der Welt, die NASDAQ! Keine Frage, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten locken gigantische Chancen und auch viele nicht-amerikanische Firmen fiebern einer Notierung an der NASDAQ entgegen. Der Index der National Association of Securities Dealers Automated Quotations strahlt Prestige hoch zehn aus, gilt sie doch als die erfolgreichste Börse der Welt! Eine Aufnahme in den NASDAQ Composite Index? Ein Ritterschlag!

Nasdaq

Die milliardenschweren Kapitalströme an der NASDAQ in Verbindung mit steigenden Handelsvolumen haben auch einige deutsche Aktiengesellschaften dazu bewegt, ein Listing an der Tech Börse Nummer eins in Angriff zu nehmen. Nicht zuletzt das vermeintlich berühmteste deutsche Biotech Unternehmen der Welt, die Biontech SE (ISIN: US09075V1026), strebte 2019 einen Börsengang an der NASDAQ an. Mit Erfolg! Gemessen am Emissionspreis von rund 15 Dollar (12,9 Euro) konnte die Biontech Aktie in der Spitze um mehr als 2.700 Prozent zulegen, auf 447 Dollar beziehungsweise 384 Euro. Das Beispiel der Curevac N.V., ebenfalls ein deutscher Biotech Konzern, der ebenfalls auf die mRNA Technik setzt und ebenfalls an der NADSQ gelistet ist, macht allerdings deutlich, dass eine Aufnahme in den Tech Index keinerlei Erfolgsgarantie mit sich bringt. Anleger, die Anfang 2021 eingestiegen sind, stehen derweil mit 70 Prozent in den Miesen. Über Aufstieg und Fall der Curevac Aktie (ISIN: NL0015436031) haben wir bereits ausführlich berichtet.

Es muss nicht immer Amerika sein

Die Chancen für Aktien an der NASDAQ sind enorm. Ob sich die Biontech Aktie ähnlich hervorragend an der Börse Stuttgart, Frankfurt oder München entwickelt hätte? Wohl kaum! Doch die Börse ist keine Einbahnstraße, insbesondere nicht die NASDAQ. Die Fallhöhe ist enorm, denn neben den „klassischen“ Buy and Hold Anlegern agieren auch allerlei Trader sowie Leerverkäufer an der größten Tech Börse der Welt. Nicht wenige Aktionäre meiden aus ebendiesem Grund bewusst ein Investment an der NASDAQ. Die NASDAQ steht auch für Volatilität!

Deutsche_borse

Die gute Nachricht: Nachhaltige Renditen können mit Tech Aktien auch in der Heimat eingefahren werden. Wir haben drei Technologie Werte gefunden, die zwar bereits gut gelaufen sind, jedoch nach wie vor enormes Potenzial besitzen. Das Beste: Nur wenige (Groß-)Investoren beziehungsweise Fonds haben diese Hidden Champions, zu deutsch „Heimliche Gewinner“, auf der Liste. Sobald die Top 3 in Fonds/ETFs aufgenommen werden, steigen die Kapitalzuflüsse. Ebenso wie die Kurse der Aktien.

Datagroup

Als „Maschinenraum der Digitalisierung“ bezeichnete der, 2022 scheidende, Vorstandschef Max Schaber die Datagroup. Primäres Geschäftsfeld der Baden-Württemberger ist die Betreuung von Unternehmen, die den Sprung in das Cloud-Businesss wagen wollen, denn Cloud-Computing und Cybersecurity stehen bei den Süddeutschen im Vordergrund. Besonders interessant: 90 Prozent des Gewinns stammen aus wiederkehrenden Einnahmen. Ergo lässt sich bei der Datagroup ein etabliertes Geschäftsmodell ausmachen, welches vor allem von Unternehmen aus dem Mittelstand fortlaufend in Anspruch genommen wird.

Für Furore sorgte zuletzt die Übernahme des Finanzdienstleisters Portavis, die dem Unternehmen zwar neue Kunden wie etwa Deutschlands Sparkassen bescherte, allerdings auch an den Finanzreserven zehrte. Mit einem Verschuldungsgrad von 1,45 bewegt man sich immerhin im grünen Bereich und der Blick auf Umsatz und Gewinn lassen einen klaren Trend erkennen: Im Coronajahr 2020 erwirtschaftete man Einnahmen von 358 Millionen Euro und konnte einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 53,8 Millionen ausweisen. Für das Geschäftsjahr 2021 rechnet man mit einem Umsatz von 440 Millionen Euro und einem EBITDA von mindestens 62 Millionen Euro.

Data_group

Der Kurs der Datagroup Aktie (ISIN: DE000A0JC8S7) offenbart das Wachstum, dass der Konzern in den letzten Jahren verzeichnen konnte: Zu Beginn der Rallye Mitte 2012 stand die Datagroup Aktie bei 5 Euro und kratzte in den vergangenen Wochen mehrmals an der 82-Euro-Marke. Mittlerweile hat der Tenbagger etwas korrigiert und bietet aus charttechnischer Sicht einen interessanten Einstiegszeitpunkt. Wem das KGV von 32,5 ein Dorn im Auge ist, setzt den Wert in die Wachtlist oder baut lediglich eine erste kleine Position auf. Die Jahresendrallye offenbart laut Analysten ein Upside-Potenzial auf bis zu 93 Euro.

USU Software

Mit zunehmender Digitalisierung gewinnen auch Lizenzen an Bedeutung. Dies gilt für Privatpersonen wie Unternehmen in gleichem Maße. Abo-Modelle oder SaS (Software as a Service) Pakete mögen schnell analysiert, gekündigt oder verlängert sein. Doch wie sieht es mit Bildern, Videos, Slogans und Musik aus? Konzerne aus den Branchen Werbung und Marketing geraten mit zunehmender Größe schnell an ihre Grenzen, sämtliche Lizenzen für ihre genutzten Inhalte zu verwalten. Hier setzt USU Software an. Die aus dem beschaulichen Möglingen stammenden Digitalisierungsexperten verstehen es, Archive zu durchforsten und mittels Spezial-Software in ihren Einzelteilen zu analysieren. Der Kunde kann Abmahnungen beziehungsweise Strafzahlungen umgehen und somit, je nach Größe und Umfang, Millionen sparen. Das Beispiel Netlist macht deutlich, welche Folgen Patentklagen mit sich ziehen können. Netlist führt derweil einen Rechtsstreit mit der weltweiten Suchmaschine Nummer eins, Google. Der Mutterkonzern Alphabet soll eine Technik zur Datenspeicherung sowie dem sogenannten Ad-Tech-Verfahren ungerechtfertigt genutzt und somit die US-Patent-Rechte Nr. 9.858.218 und Nr. 10.474.595 verletzt haben. Die möglichen Schadenszahlungen belaufen sich angeblich auf mindestens eine Milliarde US-Dollar.

Licensing

Zurück zu USU Software. Etliche Unternehmen setzen auf die Expertise von USU und der Markt hat die Stärke der Gesellschaft unlängst erkannt. Und zeitweise überschätzt! Das 2020er-KGV der USU Aktie (ISIN: DE000A0BVU28) lag vor wenigen Wochen noch bei 43! Mittlerweile hat der Anteilsschein kräftig korrigiert und sich vom letzten Allzeithoch bei 31,8 Euro (Februar 2021) deutlich entfernt. Angesichts der verlässlichen Einnahmen und der Erweiterung des Geschäftsfeldes (ab sofort konzipiert USU Software auch Chatbot-Netzwerke) dürfte sich ein Investment durchaus lohnen. Neben wahrscheinlichen Buchwertgewinnen (Kursziel: 35 Euro) lockt noch eine Dividende von 40 Cent, was einer Rendite von rund 1,8 Prozent entspricht.

Fabasoft

Mit ebenso zuverlässigen Kunden wie USU Software kann auch die Fabasoft AG aufwarten. Besonders hoch im Kurs stehen die Österreicher bei Regierungen: Die Fabasoft eGov Suite begeistert Verwaltungsbehörden in ganz Europa. Im deutschsprachigen Raum gilt der Konzern sogar als unangefochtener Marktführer. Zu den Non-Government-Kunden gehören neben Siemens und Siemens Energy solch Größen wie die Deutsche Wohnen und die Österreichische Post. Mit den Software-Produkten Fabasoft Folio und Fabasoft MINDBREEZE lassen sich schließlich sämtliche Formen von Geschäftsdaten erfassen, digitalisieren und synchronisieren. Neu hinzugekommen sind Fabasoft app.telemetry, Fabasoft app.ducx und Fabasoft app.test. Kunden von Fabasoft dürfen nun die komplette Bandbreite an Content-Anwendungen für mobile Endgeräte nutzen. Abgerundet wird das Angebot der Österreicher durch zwei hauseigene Cloud-Services alias Fabasoft Folio Cloud und Faba5.

Unterm Strich befindet sich Fabasoft in einem rasanten Wachstum. Die Aktie von Fabasoft (ISIN: AT0000785407) jedoch schien ihre beste Zeit bereits hinter sich zu haben, denn vom Allzeithoch Ende 2017 bei 32 Euro war die Aktie Anfang 2020 weit entfernt: Schlappe 12 Euro kostete ein Schein der Fabasoft AG im Februar vergangenen Jahres. Doch Corona brachte eine enorme Digitalisierungswelle mit sich und so konnte sich der Kurs der Fabasoft Aktie innerhalb weniger Monate verdreifachen.

Fabasoft

Problem: Das Geschäft auf dem Heimatsektor geriet Anfang des Jahres ins Stocken und der Jahresumsatz schmolz von 14,3 Millionen Euro auf 13,6 Millionen Euro. Das EBITDA brach noch deutlicher ein, von 4,5 Millionen Euro auf 2,4 Millionen Euro. Die Analysten aus dem Hause Warenburg sind sich allerdings sicher, dass der jüngste Gewinneinbruch nur ein temporäres Phänomen sei. Auch auf dem aktuellen Niveau soll die Fabasoft Aktie ein Kauf wert sein. Kursziel: 50 Euro!

Autor: Jan Lauer

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