Die Zahlen sind enorm: Etwa 18,3 Milliarden Euro sind momentan für den Bau neuer Gas-Kraftwerke, Leitungen oder Flüssiggas-Terminals in Deutschland geplant. In den kommenden zehn Jahren sollen je nach Szenario für den Umbau hin zu einer grüneren Wirtschaft bis zu 40 neue Gaskraftwerke entstehen. Finanzieren soll die Energiebranche diesen Wandel hauptsächlich selbst. Aber auch hohe staatliche Subventionen sollen fließen.
Gaspreise steigen auch in Zukunft
Für die deutsche Politik kommt die Preisentwicklung auf dem Gasmarkt zur Unzeit. Zum Vergleich mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 ist der Preis für das Heizen mit Gas um etwa 100 Prozent mehr geworden. Das hat insbesondere mit der Entwicklung auf dem Weltmarkt zu tun. Die Preise könnten nach Einschätzungen einiger Experten noch weiter steigen. Das würde dann bedeuten, dass die künftige Energieversorgung in Deutschland noch teurer wird.
Die Preissteigerungen hängen mit mehreren Faktoren zusammen, welche sich teilweise sogar gegenseitig noch verstärken. Als erstes hat die Nachfrage nach Energie weltweit zugenommen – ein Nachholeffekt der während der Pandemie zeitweise heruntergefahrenen Herstellung. Zugleich wurde weniger Gas gefördert.
Starke Abhängigkeit von Russland
Im europäischen Emissionshandel hat der CO2-Preis stark zugelegt und macht Energie aus Gas, Kohle und Öl deutlich teurer. Und selbstverständlich spielt auch der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland eine entscheidende Rolle.
Russland sagt zwar immer, dass es seine Lieferverpflichtungen einhalte. Das gilt für die langfristigen Lieferverträge. Kurzfristig – also auf den Spotmärkten – fließt momentan aber weniger Gas von Russland nach Westeuropa. Besonders hart trifft das Deutschland, denn circa die Hälfte des hierzulande verbrauchten Erdgases kommt ursprünglich aus Russland.
Kohleausstieg als vorteilhaftes Geschäft
Momentan kann der Umstieg auf Gas für die Energiewirtschaft in der Tat lukrativ sein. Denn sie ist Nutznießerin einer Sonderregel aus dem deutschen Kohleausstiegsplan. Dieser sieht nämlich für Kraft-Wärme-Kopplungskraftwerke, die aus der Kohle aussteigen, den Kohleersatzbonus vor.
Demnach kann es mehr als 100 Millionen Euro für ein neues Kraftwerk geben. Nach den Plänen der Vorgängerregierung können Kraftwerke nur über den Kohleersatzbonus mit 1,8 Milliarden Euro im Jahr unterstützt werden. Dazu kommt eine einbringliche Vergütung für die ersten 30.000 Stunden im Volllastbetrieb. Daraus können nicht nur die Investition, sondern auch eventuell teile des Brennstoffs finanziert werden.
Lecks beeinträchtigen negative die Klimabilanz
Der Umstieg von Kohle auf Gas wird auch deswegen unterstützt, weil bei der Verbrennung massiv weniger CO2 entsteht. Immerhin zeigen Studien, dass es entlang der Lieferkette von Erdgas öfter zu Leckagen von Methan kommt. Methan ist ein Klimagas und über 80-mal schädlicher als CO2. Mehr als ein Jahrzehnt vergeht, bis Methan in der Atmosphäre abgebaut werden kann.
Quelle: www.tagesschau.de
Autorin: Sophie Pixis