Ukraine Krieg und Russland Angst: Börsen weltweit auf Talfahrt
Panzer rollen. Raketen fliegen. Menschen sterben. Seit dem Fall der Mauer galt Europa als ein Hort des Friedens. Nun tobt im Osten der Vorzeigedemokratie ein brutaler Krieg. Auch mit Folgen für die Finanzmärkte! Russische Aktien brechen um bis zu 98 Prozent ein. Warum der Ukraine Krieg die Kurse derart belastet und wie Sie Ihr Depot krisenfest aufstocken, verraten die folgenden Zeilen.
Hinweis: In diesem Beitrag werden Aktien, Währungen und Rohstoffe erörtert. Objektive und hilfreiche Finanzrecherche ist nach wie vor unserer Aufgabe. Dennoch lässt uns das menschliche Leid dieser Tage nicht unberührt. Wir bitten deshalb all unsere Leser um einen kleinen Beitrag und verweisen an die Aktion Deutschland Hilft. Vielen Dank.
Rückblickend erscheint die Invasion in die Ukraine als vorhersehbar, ja nahezu unausweichlich. Die Ankündigungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Warnungen der amerikanischen Geheimdienste und die Hilfsgesuche der pro-russischen Separatisten fügen sich aus heutiger Sicht nahtlos zusammen in ein Puzzle kalt berechneter Kriegsführung. Doch kaum ein Börsianer dürfte die Entwicklungen der letzten Wochen erahnt und sein Depot dementsprechend abgesichert haben. Sicher, Hinweise auf einen erneuten Ukraine Konflikt existierten bereits seit der Annexion der Krim (2014). Doch wie im wahren Leben gilt auch an der Börse: Im Nachhinein ist man immer schlauer.
Tiefrote Charts durchziehen Ihr Depot? Sie sind mit Ihren Investments ins Minus gerutscht? Keine Panik! Ähnlich wie Ihnen ergeht es derweil Hunderttausende Anleger. Nach dem herben Rücksetzer durch die Corona-Variante Omikron, der Sorge vor steigenden Zinsen und den Auswirkungen von Lieferengpässen zog der Ukraine Krieg nicht wenige Aktien auf ein Mehrjahrestief. Insbesondere Aktionäre, die auf Zukunftsthemen setzten, wurden hart abgestraft. Dies gilt für Anfänger wie Profis gleichermaßen. Die Star-Investorin Cathie Wood beispielsweise hat mit ihrem ARKK Innovation Fonds seit Jahresauftakt eine Negativrendite von 37 Prozent eingefahren. Aber auch konservative Finanz-Legenden à la Warren Buffet konnten die menschlichen und wirtschaftlichen Tragödien in keinster Weise erahnen.
Der Ukraine Krieg hat in den letzten Tagen zu massiven Verwerfungen an den Finanzmärkten geführt. Immerhin zeigt sich die sonst so streitlustige EU geeint. Die weltweiten Proteste und die Solidarität für die Ukraine setzen ein nicht weniger beeindruckendes Zeichen.
Enorme Nervosität, enorme Kursausschläge
Bereits vor Kriegsausbruch waren bei Einzelwerten massive Kursbewegungen zu sehen. Beispielsweise brach die Aktie des Streaming-Platzhirsch Netflix nach Veröffentlichung der Quartalszahlen um 30 Prozent ein! Grund: Viele institutionelle Investoren halten sich aufgrund der anstehenden Zinswende und einer möglicherweise abflachenden Wirtschaftsleistung vom Aktienmarkt fern. Das „Smart Money“ fehlt. Die Liquidität an den Märkten ist gering. Die Krux: Privatanleger reagieren auf Kursausschläge häufig sehr emotional und intuitiv. Sie folgen voreilig kurzfristigen Trends. Ergo können selbst mittelmäßige Kauf- beziehungsweise Verkauf-Order-Volumen zu überproportionalen Kursbewegungen führen.
Auch deutsche Aktien tun sich derweil schwer. Der DAX befindet sich per Definition seit Anfang März sogar offiziell in einem Bärenmarkt! Seit seinem Hoch im Januar hat der Leitindex für deutsche Aktien schließlich über 20 Prozent eingebüßt und notiert wieder auf dem Niveau von November 2020.
Diese Aktien leiden besonders
Die aktuellen Kursverluste überraschen selbst erfahrene Investoren. Denn so makaber es auch klingen mag: Nach Kriegsausbrüchen steigen für gewöhnlich Aktienmärkte. Gemäß dem Motto „Die Karten liegen auf dem Tisch“ können die militärischen Verhältnisse evaluiert und Wahrscheinlichkeitsszenarien in den Kursen eingepreist werden. Der aktuelle Ukraine Konflikt entzieht sich jedoch diesem Muster. Das Spannungsverhältnis innerhalb der russischen Wirtschaft, die Nähe der Ukraine zur NATO, die Furcht vor erneuten UdSSR-Grenz-Verhältnissen und nicht zuletzt die latente Gefahr eines Atomkriegs lassen wenig Investitionsbereitschaft aufkommen.
Besonders betroffen vom Krieg in der Ukraine sind russische Aktien. Verständlich, schließlich werden aufgrund diverser Sanktionen viele russische Unternehmen vom Welthandel abgeschnitten. Die unter deutschen Anlegern beliebten Papiere des Gas-Lieferanten Gazprom oder die dividendenstarken Aktien der Sberbank etwa haben mittlerweile über 90 Prozent an Wert verloren. Schlimmer noch: Derweil sind sämtliche russische Aktien vom Handel ausgeschlossen! Ganz gleich, ob die Unternehmen als staatsnah gelten oder nicht und ganz gleich, in welcher Branche diese tätig sind. Besitzer russischer Aktien sitzen derweil quasi auf einem Totalverlust. Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung, einhergehend mit der Wiederaufnahme der Handelbarkeit. Dies würde jedoch nur auf internationaler Ebene gelingen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich einzelne Börsenplätze dem globalen Handelsstopp im Alleingang widersetzen, ist nahezu gleich null. Zudem hat Moskau als Gegenreaktion bereits verkündet, Ausländern den Besitz von russischen Aktien gänzlich untersagen zu wollen.
Nicht nur russische Aktien leiden unter den kriegerischen Auseinandersetzungen. Besonders hart getroffen von den aktuellen Entwicklungen sind die Anteile von Automobilkonzernen: Neben dem anhaltenden Halbleiter-Mangel drücken nun auch Lieferengpässe aus ukrainischen Fabriken die Werkskapazitäten. Volkswagen beispielsweise hat bereits einen generellen Produktionsstopp aufgrund fehlender Kabelbäume angekündigt. Außerdem lasten die galoppierenden Ölpreise auf den Aktien der Wolfsburger: Der Kauf eines Verbrenners kommt für viele potenzielle Kunden bei den aktuellen Spritkursen nicht infrage. Für das Geschäft mit Stromer sieht es angesichts mangelnder Ladesäulenangebote nicht besser aus.
Zu den größten Verlierern dieser Tage gehört die VW Aktie. Sowohl Stamm- als auch Vorzugsaktien gaben zuletzt deutlich nach. Auch die Euphorie über den geplanten Börsengang der Mobilsparte von Porsche ist dahin.
Nicht minderschwere Auswirkungen haben die gestiegenen Mineralölpreise auf Flug- und Reisegesellschaften. So hat unter anderem die Lufthansa mit den enormen Treibstoffkosten zu kämpfen. Zudem muss das Flugverbot über russischem Hoheitsgebiet kompensiert werden. Der Chart der Lufthansa Aktie spricht Bände: Seit seinem Jahreshoch bei 7,85 Euro hat der Kranich über 25 Prozent Federn gelassen und notierte zuletzt bei rund 5,7 Euro. Auch Unternehmen aus der Reisebranche ächzen unter den Sanktionen und befürchten eine längerfristige Zurückhaltung auf der Kundenseite. Reisen in Zeiten von Hyperinflation und Kriegsangst? Nein Danke! Die TUI Aktie büßte allein in einer Woche (nochmals) über ein Fünftel (21 Prozent) an Wert ein. Zu guter Letzt leiden Banken unter den aktuellen Sanktionen. Der Ausschluss russischer Finanzinstitute vom internationalen Zahlungsverkehr SWIFT belastet insbesondere österreichische Banken. Die Raiffeisen Bank und die Erste Bank etwa haben im Schnitt 16 Prozent ihrer Einlagen bei russischen Finanzhäusern hinterlegt. Die Folge: Kurseinbrüche von teils 57 Prozent!
Wie Sie Ihr Depot krisensicher gestalten
„Politische Börsen haben kurze Beine“ – Diese Weisheit hat sich in der Vergangenheit nur allzu oft bewahrheitet. Der Ukraine Krieg jedoch könnte noch Monate, wenn nicht sogar Jahre andauern. Für aktive Anleger also höchste Zeit, zu handeln! Zu den Gewinnern der Stunde gehören Rüstungskonzerne, keine Frage. Problem: Die Aktien der Marktführer wie Rheinmetall, Hensoldt und Lockheed Martin haben bereits kräftig zugelegt und dürften alsbald eine Korrektur erleiden. Besser: Greifen Sie zu Aktien von Konzernen, die indirekt in der Verteidigung beziehungsweise Militärtechnik tätig sind. Hierzu zählen etwa der Satellitendienst Maxar Technologies, der deutsche Funkgeräte-Hersteller CeoTronics und die französische Drohnen-Schmiede Parrot.
Weiterhin positiv entwickeln dürften sich zudem Aktien auserwählter Öl-Konzerne. TotalEnergies beispielsweise ist kaum von der umstrittenen Gas-Pipeline Nordstream abhängig und überdies im Umfeld der erneuerbaren Energien gut positioniert. Wer den Sprung über den Atlantik wagen möchte, findet zudem in diversen Anti-Zyklikern einen (vergleichsweise) sicheren Hafen. Das Zuckerbrauseimperium der Coca Cola Company, der Snack- und Süßwaren-Gigant Mondelez und der Körperpflege-Anbieter Procter & Gamble weisen auch in Krisenzeiten stabile Gewinne aus. Ebenso wie stabile Dividenden!
Apropos sicherer Hafen: Selbstverständlich darf auch eine Portion Gold im Depot 2022 nicht fehlen. Entweder als Zertifikat, ETF oder als Minen-Aktie verspricht das Edelmetall eine renditestarke Absicherung. Dies gilt auch für Bodenschätze wie Platin, Palladium, Zink und Silber. Russland stellt schließlich einen der größten Förderer diverser Metalle dar und Import/Export-Verbote würden unweigerlich weitere Preissteigerungen bewirken. Wem der Sinn nach etwas mehr Risiko steht und wer vor Spekulationen mit Nahrungsmittelpreisen nicht zurückschreckt, könnte zudem durch Derivate auf den Weizen-, Mais- oder Sojapreis einige Prozente einfahren. Die Ukraine gilt als die „Kornkammer Europas“! Ernteausfälle und/oder Ausfuhrstopps dürften die Preise diverser Agrarstoffe noch weiter treiben.
Gewinner der Stunde: Rohstoffe. Der Ukraine Krieg zieht die Preise für viele Rohstoffe in die Höhe. Neben Gold steht zum Beispiel Weizen, in erster Linie in Form von Zertifikaten und ETFs, in der Gunst der Anleger.
Autor: Jan Lauer
Disclaimer: Weder die Betreiber der Plattform noch der Autor übernehmen Garantie bezüglich Richtigkeit und Aktualität der getroffenen Aussagen. Es sollen lediglich Anregungen, aber keinerlei Ratschläge zum Kauf oder Verkauf von Finanzprodukten vermittelt werden. Wer also Anlageentscheidungen auf Basis der im Text genannten Informationen trifft, tut dies auf eigene Verantwortung.
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