Wachstum der Superlative
Leistungsstarke Grafikkarten, kräftige Prozessoren, hauchdünne Tablets und allerlei Hightech-Software: Die Produkte der NVIDIA Corp. treffen den Nerv der Technikzeit! Der Chart der NVIDIA Aktie (ISIN: US67066G1040) spiegelt diesen Treffer auf Anhieb wider: Allein in diesem Jahr konnte der Anteilsschein der NVIDIA Corp. um mehr als 150 Prozent zulegen. Tendenz steigend.
Anleger haben mit der NVIDIA Aktie im Post-Corona-Jahr eine überdurchschnittliche Rendite einfahren können, keine Frage. Die jüngste Performance der NVIDIA Aktie wird durch den Langfristchart allerdings in den Schatten gestellt: Visionäre, die bereits vor fünf Jahren bei der NVIDIA Aktie zugegriffen haben, dürfen sich heute über einen wahren Tenbagger freuen! Der Kurszuwachs des Wertpapiers beläuft sich allein bezogen auf die letzten 60 Monate auf 1.060 Prozent (Stand: November 2021). Ein Ende der Rallye ist zudem nicht in Sicht: Die Quartalszahlen vom 17. November 2021 bescheinigen dem Unternehmen einen Umsatz von 7,1 Milliarden Dollar. Ein neuer Rekord!

Kennt nur eine Richtung: Die NVIDIA Aktie befindet sich seit Jahren in einem stetigen Aufwärtstrend. Quelle: Finanzen.net.
Aller Anfang ist schwer
Kaum zu glauben, aber die Wurzeln der Nvidia Corp. reichen weit in die Vergangenheit. Bereits 1992 gründeten die Techniker Jensen Huang, Curtis Priem und Chris Malachowsky den späteren Chip-Designer-Überflieger. Weniger überraschen dürfte der damalige und aktuelle Standort der Firmenzentrale: NVIDIA ist im sonnigen Santa Clara (Kalifornien) daheim und gehört somit zu eines der erfolgreichsten und bekanntesten Unternehmen aus dem sagenumwobenen Silicon Valley.
Ähnlich wie viele andere Start-ups musste NVIDIA hart um seine Daseinsberechtigung im Tech-Universum kämpfen. Nach mehreren Misserfolgen sollte 1998 endlich der Befreiungsschlag gelingen: NVIDIA Riva-Grafikchips wurden Bestandteil diverser „Personal Computer“. Die ausgereifte Chip-Plattform brachte dem Konzern Anerkennung ein und konnte zugleich Großinvestoren überzeugen: Noch im selben Jahr beschloss man den Börsengang an der NASDAQ (National Association of Securities Dealers Automated Quotations).
Die Erträge im Hause NVIDIA fielen zunächst mager aus. Verständlich, schließlich war die Produktpalette noch schmal. Ergo flog die NVIDIA Aktie unter dem Radar diverser Analysten und mauserte sich im Schatten diverser „Hot Stocks“ von Allzeithoch zu Allzeithoch. Zu Recht! Auf einen Verlust von rund 2 Millionen Dollar im ersten Börsenjahr folgte bereits eine Berichtssaison später ein Gewinn von 4 Millionen Dollar! Ein temporärer Sondereffekt, so die überwiegende Meinung. Falsch gedacht: Mit Wachstumsraten von bis zu 278 Prozent p. a. konnte die Nvidia Corp. den Gesamtmarkt gnadenlos outperformen. Mit dem Platzen der Dotcom-Blase erlitt das Wertpapier der Nvidia Corp. einen herben Rücksetzer. Kein Wunder, denn „Internet Aktien“ waren für viele Anleger ab sofort ein rotes Tuch. Die NVIDIA Aktie legte eine Verschnaufpause ein.
Ungeachtet des Rücksetzers um die Jahrtausendwende konnte NVIDIA weiter wachsen. Nicht mehr so rasant wie zuvor, aber immer noch kontinuierlich. Der Chart spiegelt diese Entwicklung wider: Innerhalb eines Jahrzehnts konnte die NVIDIA Aktie immerhin von 2 auf 5 Dollar steigen.

Unfassbar: Wer zur Jahrtausendwende eine NVIDIA Aktie orderte, musste nur wenige Cents auf den Tresen legen.
NVIDIA – ein Penny Stock?
Kaum zu glauben: Der weltweit führende Produzent von Halbleitern und Grafikkarten verharrte eine lange Zeit auf „Ramschniveau“ – zumindest aus Investorensicht. Denn sehr „günstige“ Aktien beziehungsweise Aktien mit geringem Nennwert werden gerne als Penny Stocks (Penny = Cent, Stock = Aktie) bezeichnet. Dass diese Bezeichnung Skepsis hervorruft, erklärt sich von selbst. In den USA hat man die Definition mittlerweile übrigens ausgeweitet und sieht nicht die 1-Dollar-Marke, sondern die 5-Dollar-Marke als Hürde an, um zu den „richtigen“ und „seriösen“ Aktien aufzusteigen. Aus heutiger Sicht verweilte die NVIDIA Aktie also mehrere Jahre auf Penny-Stock-Niveau!
Penny Stock hin, Penny Stock her: Ende 2015 sprang die NVIDIA Aktie über die 5-Dollar-Marke, legte ihr Image als „Billig-Aktie“ ab und gesellte sich alsbald zu den Top-Tech-Werten dieser Welt. Der Preis für einen Anteilsschein der Nvidia Corp. konnte sich im Schnitt innerhalb eines Jahres verdoppeln und in Spitzenzeiten nahezu expotenzial zulegen. 2018 notierte die NVIDIA Aktie bei 70 Dollar!
Auf die Rallye musste die Aktie jedoch einen herben Rücksetzer hinnehmen. Grund: Das Platzen der Bitcoin-Blase ließ die Nachfrage nach Grafikkarten einstürzen. Umso erstaunlicher und überraschender das Comeback: Nach einer zweijährigen Seitwärtsbewegung zündete NVIDIA den Turbo und galt aufgrund der aufkeimenden E-Mobility sowie neuen, leistungsstärkeren und anspruchsvolleren PC-Games als DAS Wachstumsunternehmen der Stunde. Die NVIDIA Aktie setzte zum Sprint an und verdreifachte sich. Zur Erinnerung: Zu diesem Zeitpunkt hatte der Schein bereits einen Anstieg von 4.000 Prozent hinter sich!

Die Geforce RTX Serie gehört zu den beliebtesten, weil leistungsstärksten Grafikkarten-Reihen aus dem Hause NVIDIA.
Kerngeschäft unter der Lupe
Ein Investment in die Nvidia Corp. hätte sich in der Vergangenheit zu jedem Zeitpunkt ausgezahlt. Doch gilt dies auch für die Gegenwart? Um diese Frage zu beantworten, ist ein Blick auf das Kerngeschäft von NVIDIA vonnöten. Das Erfolgsgeheimnis lautet Outsourcing! Die Amerikaner verstehen sich zwar als Hersteller, nicht aber als Produzenten von Grafikchips, Prozessoren und Halbleitern. Man plant und entwickelt also CPU und GPU, lagert die Fertigung jedoch aus. Der fernöstliche Chiphersteller Taiwan Semiconductor Manufactoring (ISIN: US8740391003) gilt als einer der stärksten und zuverlässigsten Partner der Nvidia Corp. Ebendiese Zuverlässigkeit schätzt der Finanzmarkt: Mit einem KGV von über 100 ist die Aktie des Tech-Konzerns aus Übersee äußerst sportlich bewertet.
Das Geschäftsmodell, das NVIDIA beherrscht wie kaum ein anderes Unternehmen, wird grundsätzlich als Outsourcing bezeichnet. Bezogen auf die Fertigung von Grafikeinheiten agiert NVIDIA sogar nach dem sogenannten Faibless-Prinzip. So oder so: Die Gewinne sprudeln und NVIDIA liegt, ebenso wie die Aktie, voll im Trend.
Kurzzeittrend oder Langfristboom?
Grafikeinheiten, also sowohl Grafikchips (integrierte Grafikprozessoren) als auch Grafikkarten (dedizierte Grafikprozessoren) erfahren eine enorme Nachfrage. Dies liegt unter anderem am Gaming-Boom: Die neuesten und verblüffend realistischen Games aus dem PC- und Konsolen-Bereich verlangen stets die modernsten und leistungsstärksten Grafikkarten. Diese GPU-Elemente können nicht einfach aufgerüstet, wohl aber nachgerüstet werden. Sofern die übrige Hardware des PC ausreichend Leistung mit sich bringt, versteht sich. Jahr für Jahr kann sich der Hardcore-Zocker also eine neue NVIDIA Grafikkarte zulegen – und dem Unternehmen kräftige Einnahmen bescheren. Der Preis einer Grafikkarte aus der Reihe Geforce RTX beispielsweise knackt schnell die 1.000-Euro-Marke!
Des Weiteren werden Grafikkarten von NVIDIA für das Minen von Kryptowährungen benötigt. Hier gilt: Je mehr Power, desto schneller gelingt die Blockbildung innerhalb der Blockchain. Seitdem Bitcoin & Co. einen festen Bestandteil diverser Börsenbriefe ausmachen und auch „normale“ Broker den Handel mit Kryptowährungen ermöglichen, steigt auch in diesem Bereich die Nachfrage nach NVIDIA Produkten kontinuierlich an.
Der feine Unterschied: E-Mobility und Data-Center als Wachstums-Boost
Zu guter Letzt kommt die Hardware der Nvidia Corp. im Pkw der Zukunft zunehmend zum Einsatz. Kaum ein Auto fährt bald ohne Touchscreen und ohne Navigationsgerät über die Straßen! Der Bereich „Auto“ gilt in den Augen vieler Analysten somit als ein äußerst bedeutsamerer Wachstumsgenerator und könnte den Bereich „Gaming“ alsbald den Rang ablaufen. Zwar musste man im Bereich „Auto“ zuletzt einen Umsatzrückgang von gut 23 Prozent verkraften, doch die Konjunktur diverser E-Auto-Bauer macht deutlich, dass dieses Segment weiterhin enormes Potenzial birgt. Und: Neben diversen optischen Systemen (Stichwort: Kamera-Einparkhilfe) finden auch Halbleiter in jedem Elektroauto in rauen Mengen Unterschlupf. Der Umsatzrückgang in diesem Geschäftsfeld dürfte demnach vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass NVIDIA aufgrund einiger voreiligen Rückstellungen aufseiten der Autobauer lediglich noch nicht die rasant steigende Nachfrage bedienen konnte und die festen Zusagen für Notebook-Hersteller & Co. einhalten wollte. Angesichts der massiven Investitionen, hauptsächlich in Form von Übernahmen, sollten die Produktionskapazitäten jedoch alsbald anspringen.

Bereits das aktuelle Firmengebäude der NVIDIA Corp. imponiert. Alsbald will der Konzern jedoch umziehen und hat dem Architekturbüro Gensler jüngst den Auftrag für ein noch gigantischeres Objekt übertragen.
Ein abschließend großer Wachstumstreiber macht der Bereich „Data Center“ aus. Gemeint sind hiermit riesige Rechenzentren, die zum Beispiel zu Forschungszwecken zusammengeschlossen werden. Mit diesen Netzwerken kann die Leistung eines Quantencomputers simuliert beziehungsweise erforscht und optimiert werden. Vor allem aber dienen die Rechenzentren als Cloud-Lösung: Abermilliarden Terabyte an Daten von Privat- und Geschäftskunden lagern in den digitalen Wolken der Nvidia Corp. Die Einnahmen aus dem Segment „Data Center“ sprechen folglich für sich. Konnte die Nvidia Corp. mit der Cloud-Sparte zuletzt 2 Milliarden Dollar Umsatz einfahren, stehen für das Fiskaljahr 2021 bereits Umsätze in Höhe von 6 Milliarden Dollar in den Büchern.
Das Haar in der Suppe
Ist der Kauf der NVIDIA Aktie nun ein bombensicheres Investment? Die Wachstumsraten begeistern und Analysten sind sich nahezu einig: Von 42 Analysten raten 28 zum Kauf, lediglich einer stuft die Aktie als Verkaufskandidaten ein. Doch ebendieser Optimismus sollte aufhorchen lassen. Die Fundamentaldaten der NVIDIA Aktie beispielsweise deuten in vielerlei Hinsicht auf eine Überbewertung hin. Zwar mag der Piotroski-Score überzeugen (7 von 9 Punkten), doch wer den Levermann-Score zurate zieht, erkennt schnell, dass die Bereiche Eigenkapitalrendite, KGV, Ebitda und nicht zuletzt die EBIT-Marge in keinem Verhältnis zum Kurs stehen. Immerhin: Aus den 16,6 Milliarden Dollar (2021) an Einnahmen verblieben zuletzt 4,33 Milliarden Dollar Reingewinn. Dies macht eine beachtliche Nettomarge von 25,98 Prozent und gibt der Nvidia Corp. die Möglichkeit, ihre Schulden innerhalb von 12 bis 16 Monaten gänzlich zu tilgen.
In Zeiten von Niedrig- und Negativzinsen besteht jedoch kein Anlass zur Schuldentilgung. Neben einer kleinen Dividende (Rendite: 0,1 Prozent) gönnt man sich lieber den Ausbau der hauseigenen Mitarbeiter-Flotte, Investitionen in Forschungsprojekte und nicht zuletzt strategische Übernahmen. Letzterer Investitionsansatz könnte der Nvidia Corp. jedoch einen Strich durch die Wachstumsrechnung machen. Denn die Kritik an der Stellung von NVIDIA als eine Art „Supra-Nation“ wächst und das Aufkaufen der Quasi-Konkurrenz könnte gerichtlich gestoppt werden! Die Übernahme des Halbleiter-Produzenten ARM beispielsweise steht auf wackeligen Beinen und könnte durchaus untersagt werden. Das britische Kartellamt ermittelt bereits und die Regierung in Peking zeigt sich wenig begeistert über den Ausverkauf asiatischer Technik.

Ein Fall fürs Kartellamt? Die Übernahme des Chipherstellers ARM ist noch nicht in trockenen Tüchern.
Fazit
Lohnt sich nun ein Investment in die Nvidia Corp.? Mit hoher Wahrscheinlichkeit sollte NVIDIA sein Wachstum fortsetzen können. Doch ob dies in demselben Tempo wie zuletzt gelingt, ist fraglich. Sollte man die durch die Bank positiven Erwartungen auch nur minimal verfehlt, drohen Kursrücksetzer. Selbiges gilt für einen gerichtlich verordneten Übernahmestopp. Unser Tipp: Setzen Sie die NVIDIA Aktie auf Ihre Watchlist oder steigen Sie bereits jetzt mit kleinem Geld ein. In Schwächephasen könnten sich Nachkäufe lohnen. Alternativ legen Sie einen Sparplan an. Sogenannte Neobroker à la Trade Republic bieten kostenlose Sparpläne im 2-Wochen-Rhythmus und verlangen auch bei der Sparplankündigung keinerlei Grundgebühren.
Autor: Jan Lauer
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